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GESUND IM ALTER

Wie viel Hilfe muss sein?

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Je nachdem, wie selbstständig ein pflegebedürftiger Mensch noch ist, bezahlt die Pflegekasse verschiedene Leistungen zur Unterstützung – wie etwa einen häuslichen Pflegedienst.

Schuhe nach Maß für viele Bedürfnisse

Pflegestufen richtig beantragen / Antworten auf die wichtigsten Fragen

■ Was ist ein Pflegegrad?

Mithilfe des Pflegegrads bewerten Krankenkassen die Pflegebedürftigkeit eines Menschen. Um Anspruch auf Leistungen aus der Pflegeversicherung zu haben, muss ein Pflegegrad vorliegen. Dieser gibt an, wie stark ein Mensch in seiner Selbstständigkeit und seinen Fähigkeiten beeinträchtigt ist. Die Grade reichen von 1 für gering bis 5 für schwerste Beeinträchtigungen. Die Pflegebedürftigkeit muss für mindestens sechs Monate gelten.

■ Wie beantrage ich einen Pflegegrad?

Den Antrag auf einen Pflegegrad stellen Sie bei der Pflegekasse. Dazu reicht häufig ein Anruf oder ein formloser schriftlicher Antrag. In der Regel versenden die Kassen dann ein Formular. Pflegekassen sind an Krankenkassen angegliedert. Ist ein Antrag gestellt, folgt der Hausbesuch eines Gutachters. Dieser befragt den Antragsteller und ermittelt den Pflegegrad.

■ Wie läuft die Einstufung ab?

Die Gutachter arbeiten nach einem festen Schema. Geprüft wird, wie mobil der Antragsteller ist oder ob er oder sie psychische Probleme hat, sagt Karin Bumann vom Wohlfahrtsverband Caritas. Der Gutachter bewertet zudem, in welchem Umfang sich der Antragsteller selbst versorgen kann. Auf Basis dieser Beurteilung fällt die Pflegekasse ihre Entscheidung.

■ Wer bekommt welchen Pflegegrad?

Jeder Fall wird individuell gewertet. Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, nennt Beispiele: „Pflegegrad 1 bekommt etwa jemand, der leicht gehbehindert ist. Eine beginnende Demenz wird häufig dem Pflegegrad 2 zugeordnet. Pflegegrad 5 bekommen Menschen, die zum Beispiel vollständig bewegungsunfähig oder bettlägerig sind.“

■ Wieviel Unterstützung gibt es?

Das hängt vom Pflegegrad und den Umständen der Pflege ab: Findet die Pflege zu Hause statt, ist sie teil- oder vollstationär? Unterschieden wird außerdem zwischen Geld- und Sachleistungen. Wird jemand zu Hause und von Angehörigen gepflegt, zahlt die Pflegekasse eine Pauschale, alternativ einen Pflegedienst.

■ Beschränken sich die Leistungen der Pflegekasse auf die Betreuung?

Nein. Pflegebedürftige Menschen können zum Beispiel Zuschüsse für Betteinlagen oder Einmalhandschuhe beantragen. Wird ein Mensch zu Hause gepflegt, kann er schon bei Pflegegrad 1 eine Unterstützung von 4000 Euro zum Umbau der Wohnung bekommen. Alle Pflegebedürftigen haben Anspruch auf den sogenannten Entlastungsbetrag von 125 Euro. Dieser wird jedoch zweckgebunden ausgezahlt. Was damit finanziert werden kann, variiert von Bundesland zu Bundesland.

■ Wer entscheidet, welche Leistungen ich bekomme?

Zunächst einmal bestimmt der Pflegegrad, welche Leistungen einer pflegebedürftigen Person zustehen. Welche Leistungen sie in Anspruch nehmen – zum Beispiel den Geldzuschuss für eine Pflege zu Hause oder einen Zuschuss zur teilstationären Pflege –, entscheidet der oder die Pflegebedürftige selbst.

■ Was ist, wenn ich niedriger eingestuft wurde als erhofft?

Wer mit dem erteilten Pflegegrad nicht einverstanden ist, kann Einspruch einreichen – und zwar innerhalb eines Monats nach Erhalt des Bescheids. Dazu reicht ein formloses Schreiben. Verena Bentele rät jedoch, den Einspruch mit einer Begründung einzureichen. „Das können etwa Atteste vom Arzt oder andere Nachweise sein, die vorher noch nicht berücksichtigt wurden.“ Nachdem ein Zweitgutachten erstellt wurde, fällt die Pflegekasse eine Entscheidung. Gegen diese Entscheidung kann vor dem Sozialgericht geklagt werden.

■ Verfällt der Pflegegrad?

Der Pflegegrad wird in der Regel unbefristet vergeben. Pflegebedürftige können aber jederzeit einen höheren Grad beantragen. Sollte sich Besserung einstellen, besteht keine Verpflichtung, das der Kasse mitzuteilen.

■ Brauche ich eine zusätzliche Versicherung, um Ansprüche zu haben?

Alle Menschen, die gesetzlich krankenversichert sind, sind automatisch in der sozialen Pflegeversicherung. Die Pflegeversicherung ist in Deutschland ein eigenständiger Teil der Sozialversicherung. Wie die Krankenversicherung ist auch die Pflegeversicherung Pflicht. Privat Krankenversicherte müssen eine private Pflegeversicherung abschließen.

■ Was ist, wenn die Pflegesätze nicht alle Kosten abdecken?

Das ist häufig so – bei stationärer Pflege in einem Heim genau wie bei ambulanter Betreuung durch einen Pflegedienst. Gerade im ambulanten Bereich seien viele Menschen unterversorgt, sagt Verena Bentele. Die VdK-Präsidentin rät, sich am besten noch vor der Pflegebedürftigkeit mit der Frage zu beschäftigen, ob man zu Hause oder in einer Einrichtung versorgt werden will und wie das bewerkstelligt werden kann. dpa/tmn

Gut gebettet: Hilfe für schmerzende Füße

Schuhe nach Maß für viele Bedürfnisse

Wie viel Hilfe muss sein?-2
Imke Renken, angehende Orthopädieschuhmacherin, zeigt einer Kundin Druckstellen am Fuß.

Ohne die richtigen Schuhe kann Laufen eine Qual sein. Imke Renken weiß das und will helfen. Die 22-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Orthopädieschuhmacherin. Zu ihr kommen zum Beispiel Diabetiker. Deren Füße sind oft anfällig für Druckstellen. Oder Leute mit ungleich langen Beinen. Menschen, die eine Prothese tragen, brauchen ebenfalls passende Schuhe.

Renken empfindet ihre Tätigkeit als sehr bereichernd. „Es ist toll zu erleben, wenn jemand lange nicht laufen konnte und von mir angefertigte Schuhe dies nun ermöglichen“, sagt sie. Orthopädieschuhmacher arbeiten Schuhe um, passen sie an oder stellen sie per Hand her. Sie fertigen Einlagen, Korrekturschienen, Orthesen und andere Hilfsmittel. Dabei tauschen sie sich oft mit Ärzten und Physiotherapeuten aus.

„Die Kunden sind keineswegs nur alte Menschen mit Gehproblemen“, sagt Stephan Jehring, Präsident des Zentralverbands Gesundheitshandwerk Orthopädieschuhtechnik (ZVOS). Krankheiten wie Rheuma sowie Sportverletzungen oder Fehlbildungen der Füße sind ebenfalls Gründe, warum orthopädische Hilfe nötig ist.

„Mein Alltag ist enorm abwechslungsreich“, sagt Renken über ihren Job. Beim Arbeiten in der Werkstatt kommt es auf handwerkliches Geschick und ästhetisches Feingefühl an – denn Schuhe und Hilfsmittel sollen nicht nur dem gesundheitlichen Aspekt dienen, sondern auch modisch aussehen. Im Laden ist es wichtig, einen guten Draht zu den Kunden zu finden. „Man darf nicht davor zurückschrecken, fremde Füße oder Beine in die Hand zu nehmen, um sie zu untersuchen“, sagt die Auszubildende.
dpa

So wird die Küche seniorengerecht

Niedrige Schränke und mehr Platz unter der Arbeitsplatte erleichtern das Hantieren

Wie viel Hilfe muss sein?-3
Alles besser zu erreichen: So umgebaut ist eine Küche auch für Rollstuhlfahrer gut nutzbar.

Bücken, langes Stehen oder Hantieren über dem Kopf: Das kann im Alter schon mal schwer fallen. „Für Senioren mit Gelenkbeschwerden ist manches davon sogar unmöglich“, sagt Michael Hubert von der Agentur Barrierefrei NRW. Beim Kochen in einer handelsüblichen Küche lassen sich genau diese Bewegungen aber kaum vermeiden. Deshalb kann es spätestens im Alter sinnvoll sein, die Küche so umzubauen, dass sie zum eingeschränkten Bewegungsrepertoire passt.

Hindernisse beseitigen

Das fängt damit an, dass man Sitzgelegenheiten schafft und Hindernisse aus dem Weg räumt. „Gerade in der Küche ist es ganz wichtig, dass man genug Platz hat, um sich mit seinem Rollstuhl oder Rollator zu bewegen“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. Ideal ist für Ältere eine Arbeitsfläche, die bereits auf die Sitzhöhe abgestimmt ist. Bei der Spüle und den Arbeitsplatten beispielsweise lassen sich zudem Unterschränke entfernen. So hat darunter ein Rollstuhl Platz. Die Backofentür ist dann auf Höhe des Oberkörpers angebracht.

Alles passt individuell

„Das Schöne an der Küche ist, dass keine vorgefertigten Setups die Gestaltung einschränken“, sagt Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche. Wer seine Kochgelegenheit um- oder neu baut, hat daher alle Möglichkeiten: Statt Rollator lassen sich etwa Stehhilfen einbauen. Elektrisch höhenverstellbare Arbeitsflächen oder Küchentische erleichtern das Leben. Haltegriffe für den Wechsel zwischen Rollator und Küchenstuhl geben zusätzliche Sicherheit. Wer keine Gläser oder Teller mehr aus dem obersten Fach des Hängeschranks angeln will, montiert den Schrank entweder tiefer oder füllt nur das untere Fach mit dem Nötigsten. Bei tiefen Schränken sind den Experten zufolge kleine Podeste möglich, die wie eine Leiter beim Aufstieg helfen. Lifte, mit denen die Schränke elektrisch hoch- und runterfahren, lassen sich nachrüsten. Gut für Senioren geeignet sind auch Scharniersysteme, die sich aus Hängeschränken herunterziehen lassen.

Hell, sicher und smart

Sicht und Orientierung spielen in der seniorengerechten Küche ebenfalls eine große Rolle. „Arbeitsflächen in der Küche müssen gut ausgeleuchtet sein“, sagt Hubert. Bedienelemente sollten möglichst kontrastreich, Zahlen eindeutig und groß sein, Schalter rasten beim Ein- und Ausschalten am besten hör- und spürbar ein.

Die ideale Kochfeld-Form für Senioren sind vier Herdplatten nebeneinander, rät Geisman. Das verringert die Verbrennungsgefahr. Sie plädiert darüber hinaus für das Zwei-Sinne-Prinzip, also für Küchengeräte, die optisch und akustisch zugleich vor Gefahren warnen. Mit einem sogenannten Herdwächter – einem kleinen Sensor, der über dem Herd angebracht wird – lässt sich das Prinzip für relativ wenig Geld auch in bestehende Küchen integrieren.

Wer will, kann seine neue Küche mit Technik „smart“, also intelligent gestalten. „Dann erkennt die Dunstabzugshaube, was gekocht wird, und stellt sich entsprechend ein“, erklärt Irle. Theoretisch geht das bis zum vollständigen Kochprogramm: Der Herd weiß, wann das Gericht gekocht oder nur warmgehalten werden muss, und schaltet sich aus, falls man die Suppe vergisst. Schränke oder Schubladen, die sich per Sprachbefehl oder mittels Gesten öffnen lassen, sind heute ebenfalls möglich. Die Experten empfehlen weiter, ergonomisch und kräfteschonend zu arbeiten sowie kurze Wege zu schaffen.
dpa/tmn