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Gesunde Zähne

Wenn es beim Zubeißen schmerzt

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Ohne Schmerz zubeißen – Attacken sind vermeidbar. Getty Images/iStockphoto istockphoto.com/klebercordeiro

Zahnfleischbluten ist immer ein Fall für den Arzt

Von Sabine Meuter  Eben noch war das Essen ein Genuss. Doch damit ist es plötzlich vorbei: Ein stechender Schmerz durchzuckt einen Zahn – für den Betroffenen eine Qual. Auslöser können zum Beispiel die eisgekühlten Melonenstücke bei der Vorspeise sein, der Essig im Salat-Dressing oder der Zucker im Mousse au Chocolat. Immerhin: Manchmal lässt das Zahnweh genauso schnell nach, wie es sich bemerkbar gemacht hat. Betroffene sollten aber auf kurz oder lang trotzdem zur Kontrolle einen Zahnarzt aufsuchen.

Zahnweh-Attacken sind oft vermeidbar

Gleiches gilt für Zahnfleischentzündungen. Es gibt auch Fälle, bei denen Zahnschmerzen mit dem Zustand des Gebisses wenig zu tun haben. So können Schmerzen im Brustbereich, im Kopf oder in den Ohren oder eine Nasennebenhöhlenentzündung sich bis auf die Zähne durchschlagen.

Schmerzmittel nehmen?

Nicht immer haben Zahnweh-Geplagte die Möglichkeit, sofort einen Zahnarzt aufzusuchen. „In akuten Fällen können Schmerzmittel als Erste-Hilfe-Maßnahme helfen“, betont Ursula Sellerberg. Die stellvertretende Pressesprecherin bei der Bundesapothekerkammer in Berlin rät aber davon ab, ein Präparat mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) einzunehmen. Diese Substanz hemmt die Blutgerinnung und kann bei einer späteren zahnärztlichen Behandlung starke Blutungen auslösen. „Betroffene sollten daher bei Zahnschmerzen auf Mittel mit dem Wirkstoff Paracetamol setzen.“

Wer kein Schmerzmittel gegen sein Zahnweh nehmen will, kann versuchen, sich mit einem Hausmittel vorübergehend Linderung zu verschaffen. „Oft hilft eine Kühlung der Wange mit einem von einem Handtuch umwickelten Eisbeutel“, sagt Sellerberg. Alternativ kann der betroffene Zahn mithilfe eines Wattestäbchens auch mit Nelkenöl, das rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist, betupft werden. „Auf Dauer abklingen können Zahnschmerzen aber nur dann, wenn ein Zahnarzt mit einer sorgfältigen Untersuchung die Ursache abklärt und behandelt“, betont Fedderwitz. Stellt sich heraus, dass die Schmerzen auf Karies zurückzuführen sind, wird sie mit einem Bohrer beseitigt. Anschließend kommt in die betroffene Stelle eine Füllung. Findet der Zahnarzt bei der Untersuchung heraus, dass ein Mikroriss in einem Zahn die heftigen Schmerzen verursacht, kann gegebenenfalls eine Wurzelbehandlung hilfreich sein. „Im Fall einer Zahnfraktur muss aber eventuell auch ein Zahn gezogen werden“, erklärt Wolf.

Ist das Zahnfleisch gerötet und geschwollen, dann ist eine Zahnfleischentzündung wahrscheinlich. In solchen Fällen können Schmerzen mit einer Reinigung der Zahnfleischtaschen gelindert werden. Überempfindliche Zähne können medikamentös behandelt werden. Dabei wird an den betreffenden Stellen im Gebiss zum Beispiel ein Gel aufgetragen.

Vorbeugen ist ratsam

Grundsätzlich lässt sich Zahnweh vorbeugen. Idealerweise sollte man sich nach jeder Mahlzeit die Zähne putzen, mindestens aber morgens und abends. So haben Bakterien keine Chance, in den Zahn einzudringen und Schäden anzurichten. Für die Pflege kann entweder eine elektrische Zahnbürste oder eine Hand-Zahnbürste verwendet werden – „beide Varianten können effektiv bei richtiger Verwendung die Beläge reduzieren“, so Wolf.

Die Zähne sollten aber nicht geschrubbt, sondern horizontal mit nur leichtem Druck abgebürstet werden. „Für ein gründliches Zähneputzen reichen im Schnitt zweieinhalb Minuten“, sagt Fedderwitz. Wichtig ist nach seinen Angaben auch, die Beläge in den Zahnzwischenräumen zu entfernen. Das geht am besten mit Zahnseide oder Interdentalbürsten.

Laut Wolf sollte man möglichst Zahncreme mit Fluorid benutzen, so kann man Karies vorbeugen und den Zahnschmelz härten. Und noch etwas ist wichtig: Mindestens zweimal im Jahr sollte jeder zur Kontrolle zum Zahnarzt gehen, auch wenn einen kein Zahnweh plagt. Denn je früher mögliche Schäden erkannt und behoben werden, desto besser für die Gesundheit – aber auch für den Geldbeutel: Aufwändige Zahnbehandlungen können ordentlich ins Geld gehen, denn die Krankenkassen kommen längst nicht für alles auf.

Schmerzen ernst nehmen

„Ein Schmerz ist immer ein Warnsignal, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist“, sagt Thomas Wolf. Der Zahnarzt ist Mitglied im Bundesvorstand des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) in Bonn. Heftiges Zahnweh beim Essen kann unterschiedliche Ursachen haben. „Manchmal sind es freiliegende Zahnhälse, die überempfindlich auf Kaltes, Saures oder Süßes reagieren“, erklärt Jürgen Fedderwitz, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) in Köln. Es kann aber auch sein, dass Karies der Grund für die Schmerzattacke ist.

Eine weitere mögliche Ursache ist ein Mikroriss im Zahn. Er entsteht zum Beispiel, wenn man auf etwas zu Hartes beißt. „Das kann zu einer Zahnfraktur führen, die mit einem akuten stechenden Schmerz einhergeht“, erläutert Wolf. Sind Füllungen oder Kronen im Gebiss beschädigt, dann löst dies mitunter ebenfalls heftiges Zahnweh beim Essen aus.

"Ein Schmerz ist immer ein Warnsignal, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist."

Thomas Wolf, Mitglied des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte

Zahnfleischbluten ist immer ein Fall für den Arzt

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Regelmäßige Kontrolle – gerade bei Zahnfleischbluten – ist ratsam. istockphoto.com/PIKSEL

Abends beim Zähneputzen oder morgens nach dem herzhaften Biss ins Körnerbrötchen kommt es schon mal vor: Das Zahnfleisch blutet. Nicht so schlimm, denkt sich der eine oder andere. Zahnfleischbluten, das hat doch jeder. Weit gefehlt!

Was das ist?

Immer ein Warnsignal, sagt Prof. Henrik Dommisch, Leiter der Abteilung für Parodontologie und Synoptische Zahnmedizin an der Berliner Charité. „Ich weiß, viele Menschen denken, Zahnfleischbluten sei etwas Normales. Das ist aber nicht normal.“ Wenn man sich nicht gerade an einem spitzen Lebensmittel oder Ähnlichem verletzt hat, sind Blutungen meist Ausdruck bakterieller Entzündungsreaktionen im gut durchbluteten Zahnfleisch. Diese wiederum entstehen in der Regel durch Zahnbeläge – also letztlich durch mangelnde Mundhygiene. Es können aber auch ernsthafte Erkrankungen dahinterstecken.

Was also tun?

Wenn es regelmäßig oder an mehreren Stellen blutet: zum Zahnarzt gehen. Er kann erst mal nach der Ursache forschen. Hartnäckige Zahnbeläge etwa kann er entfernen. Eine oberflächliche Zahnfleischentzündung, die sogenannte Gingivitis, oder eine Entzündung des Zahnhalteapparates, Parodontitis, lässt sich behandeln. Manchmal werden Veränderungen am Zahnfleisch auch durch Medikamente begünstigt, für die es eventuell Alternativen gibt.

Wer verhindern möchte, dass es überhaupt zu Zahnfleischblutungen kommt, kann auch dafür viel tun: zwei Mal täglich Zähneputzen, die Zahnzwischenräume reinigen – etwa mit Zahnseide – und regelmäßig zur Kontrolle zum Zahnarzt gehen. So bleiben Zähne und Zahnfleisch sauber und Unregelmäßigkeiten werden idealerweise früh aufgedeckt und rechtzeitig behandelt. dpa/tmn