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Berufsperspektiven

Weniger Geschäfte am Schalter

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Mobile Beratung: Gespräche werden häufig per Video geführt. iStockphoto.coml/Astarot

Digitale Prozesse statt Schaltergeschäfte

Sie gilt seit Jahrzehnten als ein Klassiker: die Ausbildung zum Bankkaufmann beziehungsweise zur Bankkauffrau. Ein Synonym für einen soliden Einstieg in die Arbeitswelt. Doch die alte Verordnung stammt noch aus dem Jahr 1998. Nun wurde sie grundlegend überarbeitet und modernisiert.1998 steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, mit Handys konnte man nur telefonieren und um Geld zu überweisen, wurden am Bankschalter die Überweisungsformulare per Hand ausgefüllt und einmal im Jahr wurden die Zinsen auf dem Sparbuch nachgetragen.

Der Ausbildungsberuf zum Bankkaufmann und zur Bankkauffrau zählt zu den beliebtesten in Deutschland. Nach mehr als 20 Jahren wurde die Ausbildungsordnung aus dem Jahr 1998 grundlegend reformiert – Neustart war im August.

Digitale Prozesse statt Schaltergeschäfte

Seitdem hat sich viel geändert ... Um der Digitalisierung Rechnung zu tragen, musste eine völlig neue Ausbildungsordnung geschaffen werden, die einerseits die klassischen bankfachlichen Inhalte aufgreift und andererseits auch neue berufliche Kompetenzen in die Ausbildung integriert. „Die neue Ausbildungsverordnung bildet nicht nur die erforderlichen Kompetenzen für Bankkaufleute auf dem neuen Stand ab. Sie macht den Beruf auch für Jugendliche deutlich attraktiver“, bewertet Prof. Dr. Günter Hirth, Abteilungsleiter Berufsbildung der IHK Hannover, den novellierten Ausbildungsberuf.

Geändert wurde einiges: Das Schaltergeschäft wurde in den vergangenen Jahren fast vollständig von digitalisierten Geschäftsprozessen abgelöst. Deshalb berücksichtigt die neue Ausbildungsordnung nicht nur die klassischen Geschäftsfelder eines Kreditinstituts, sondern orientiert sich außerdem an der zunehmend digitalisierenden Arbeitswelt.

Der Unterrichtsstoff wurde dabei bewusst technikneutral gestaltet – so muss die Ausbildung nicht bei jeder technischen Weiterentwicklung angepasst werden und kann somit zukunftsfähig sein. Die neu ausgebildeten Bankkaufleute sollen fit sein für analoge sowie digitale Kundenbeziehungen und Arbeitsmittel.

Fokus stärker auf Datensicherheit

Auch die Ausbildungsinhalte in den Bereichen Zahlungsverkehr und Rechnungswesen wurden aktualisiert und verschlankt. So spielt das Buchen nur noch eine Rolle zu didaktischen Zwecken und die Inhalte der kaufmännischen Steuerung sowie Kontrolle wurden konkret in berufliche Handlungen integriert. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der Datenschutz und die Datensicherheit erhalten in der neuen Verordnung einen höheren Stellenwert – sie wurden handlungsbezogen integriert. Zudem wurden die Bereiche Prozessorientierung und projektorientiertes Arbeiten neu ausgerichtet.

Für die Prüfungen ergeben sich ebenfalls Änderungen: Die Prüfungsregelungen wurden grundlegend überarbeitet. So wurde die sogenannte gestreckte Abschlussprüfung eingeführt. Das heißt: Die Abschlussprüfung besteht nun aus zwei zeitlich voneinander getrennten Teilen. Der erste Teil ersetzt hierbei die bisherige Zwischenprüfung und wird im vierten Ausbildungshalbjahr durchgeführt. Vor allem die mündliche Prüfung wurde unter Einsatz zeitgemäßer, auch technischer Hilfsmittel an realistische, praktische Kundensituationen angepasst. Von Katrin Schreiter

Das erste eigene Geld

Abhängig von vielen Faktoren: Wie viel verdient man in der Ausbildung?

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Eigenes Geld statt Taschengeld: Was gibt’s in der Ausbildung? Christin Klose/dpa-mag

Mit dem Schulabschluss in der Tasche beginnt für viele junge Menschen in der Ausbildung ein neuer Lebensabschnitt. Doch wie viel Geld verdient man während der Ausbildung eigentlich?

Die Höhe der Ausbildungsvergütungen in Deutschland variiert deutlich und hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab - etwa von der Branche, von Tarifverträgen oder der Größe des Betriebs. Jeder Auszubildende schließt mit seinem Ausbildungsbetrieb einen Vertrag ab, der die Höhe der Vergütung beinhaltet.

In tarifgebundenen Betrieben muss mindestens die im Tarifvertrag vorgesehene Vergütung gezahlt werden. Diese wird von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern regelmäßig ausgehandelt.

Die Bandbreite ist groß, das zeigen Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung von 2019: So erhielten angehende Friseurinnen und Friseure in tarifgebundenen Betrieben im Osten im ersten Jahr ihrer dualen Ausbildung durchschnittlich 336 Euro brutto pro Monat. Maurer-Azubis im Westen dagegen kommen im dritten Ausbildungsjahr im Schnitt auf 1473 Euro. Im Gesamtdurchschnitt lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen bei 939 Euro pro Monat.

In nicht tarifgebundenen Betrieben muss die Vergütung nach aktueller Rechtsprechung deshalb mindestens 80 Prozent der branchenspezifischen tariflichen Vergütung betragen.

Seit 2020 ist im BBiG zudem eine Mindestausbildungsvergütung vorgeschrieben, die nicht unterschritten werden darf: Sie beträgt 515 Euro im ersten Ausbildungsjahr und wird im Laufe der Ausbildung jährlich erhöht.

Die Kosten für die Ausbildung tragen in Deutschland maßgeblich die Betriebe. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks gibt an, dass ein Handwerksbetrieb über den Verlauf einer Ausbildung im Schnitt rund 16 500 Euro in einen Auszubildenden investiert.

Die Ausbildungsvergütung hat nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts drei Funktionen: Sie soll dem Auszubildenden und seinen Eltern zur Durchführung der Berufsausbildung eine finanzielle Hilfe sein, sie soll die Heranbildung eines ausreichenden Nachwuchses an qualifizierten Fachkräften gewährleisten und schließlich soll sie eine Entlohnung darstellen.

Wichtig: Während der Ausbildung besteht weiterhin ein Anspruch auf Kindergeld. Azubis können aber auch Wohngeld beantragen oder einen Bildungskredit von der Förderbank KfW beziehen. Zuständig sind die Agenturen für Arbeit. dpa/tmn

Infos zum/r Bankkaufmann/frau

■ Titel: Bankkaufmann/-frau
■ Ausbildungsdauer: Drei Jahre
■ Aufbau des Berufs: Monoberuf ohne Differenzierungen
■ Grundlage der betrieblichen Ausbildung: Ausbildungsrahmenplan mit Mindestinhalten
■ Schulische Ausbildungsinhalte: 13 Lernfelder laut Rahmenlehrplan der Kultusministerkonferenz
■ Abschlussprüfung: gestreckte Prüfung (bestehend aus Teil 1 und Teil 2)
■ Berufliche Tätigkeitsfelder: Bankkaufleute sind in den wesentlichen Geschäftsbereichen von Kreditinstituten tätig. Auch bei Bausparkassen, Versicherungsgesellschaften, Kreditkartengesellschaften, Kapitalanlagegesellschaften, Wirtschaftsberatungsfirmen, Unternehmen für Vermögens- und Anlageberatung sowie Unternehmen der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft finden sie Beschäftigungs möglichkeiten.
■ Profil der beruflichen Handlungsfähigkeit:
• Kunden gewinnen und Kundenbeziehungen pflegen
• Serviceleistungen anbieten und Kunden ganzheitlich beraten
• zu Konten und Zahlungsverkehrsarten beraten
• Kundenaufträge im Rahmen der Kontoführung bearbeiten
• Vermögen mit verschiedenen Sparformen bilden
• Vermögen mit Wertpapieren bilden
• zu Vorsorge und Absicherung informieren
• Konsumentenkredite anbieten und Abschlüsse vorbereiten
• Baufinanzierungen vorbereiten und bearbeiten
• über staatliche Förderungen und steuerliche Auswirkungen informieren
• an gewerblichen Finanzierungen mitwirken und Kreditrisiken einschätzen
• Instrumente der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle nutzen
• projektorientiert arbeiten
• Prozesse und Schnittstellenmanagement einschätzen
• Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit einsetzen und Techniken für Problemlösung und Entscheidungsfindung anwenden
• rechtliche Regelungen und betriebliche Vorgaben einhalten