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Weihnachtspost von nah und fern - Region Süd-West

„Weihnachten in Tüten“ bringt große Freude

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Jugendliche vom Treff Andersroom der St.-Petri-Gemeinde helfen beim Zählen der Sterne und Weihnachtsgeschichten. Foto: privat

Weil wegen Corona Heiligabend alle Andachten der St.-Petri-Kirchengemeinde in Laatzen-Rethen ausfallen, haben Hunderte Menschen die Weihnachtsgeschichte per Hand abgeschrieben und Sterne gebastelt. Die persönlichen Zeilen und Bastelarbeiten haben Helfer als „Weihnachten in Tüten“ an rund 2500 Haushalte in Rethen verteilt, damit diese spüren, dass sie auch in Zeiten von Corona nicht allein sind.„Wenn die Menschen Weihnachten nicht in die Kirche kommen, dann muss die Kirche eben zu ihnen nach Hause kommen“, lautet das Motto des Kirchenvorstands, der eine große Welle der Hilfsbereitschaft angestoßen hat.  Überraschend große Resonanz  „Mit so einer großen Resonanz auf unsere Aktion hatten wir gar nicht gerechnet“, sagt Regionaldiakon Gunnar Ahlborn erfreut. Auf der Facebook-Seite der Gemeinde (St.-Petri-Kirchengemeinde Rethen/Leine) habe die Aktion rund 3500 Aufrufe bekommen. Viele Menschen sind aber auch aktiv geworden. „Unzählige Leute haben mehr als 3000 Sterne gebracht und mehr als 700 handschriftliche Weihnachtsgeschichten bei uns abgegeben“, sagt Ahlborn. Dabei haben nicht nur Rethener gebastelt oder geschrieben. Handschriftliche Abschriften der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium, das alle Teilnehmer auf der Homepage der Gemeinde einsehen konnten, seien sogar aus Münster, Bremen und mehreren Städten der Region Hannover bei der Gemeinde eingetroffen. Viele Kinder hätten sich beteiligt und die Geschichte mit viel Mühe in Schönschrift abgeschrieben, liebevoll verziert oder auf buntes Papier geklebt.

St.-Petri-Gemeinde in Rethen dankt Briefeschreibern, Sternebastlern und Co.

Etwa die Hälfte der Weihnachtsgeschichten sei anonym im Briefkasten der Gemeinde gelandet. „Es gab aber auch zahlreiche berührende Begleitschreiben“, erzählt Ahlborn. Viele Absender berichteten, wie den Menschen das Basteln und Schreiben geholfen habe, das vergangene Jahr zu verarbeiten oder um in der Corona-Zeit in Weihnachtsstimmung zu kommen.

Menschen besinnen sich

„Diese große Emotionalität der Menschen hat uns positiv überrascht“, sagt der Regionaldiakon. „Man merkt, dass sich viele Menschen wieder auf das Wesentliche besinnen.“ Ahlborn sieht etwas Positives in der Corona-Weihnachtsfeier. Er sagt: „In den Vorjahren sind viele Menschen in die Kirche gekommen und haben sich berieseln lassen. Jetzt beteiligen sie sich wieder selbst.“

Große Packaktion

Am 12. Dezember wurde die Rethener Grundschule zur Packstation. Rund 70 Helfer aus der Gemeinde füllten unter strengen Corona-Auflagen in vier Schichten die 2500 Weihnachtstüten mit den handschriftlichen Weihnachtsgeschichten, den selbst gebastelten Sternen, je einem Rethener Weihnachtsfestheft mit Liedern und anderen Texten zum Mitfeiern sowie einer Kerze. Freiwillige verteilten die Tüten an alle Haushalte von Gemeindemitgliedern sowie an Rethener, die sich dafür angemeldet hatten.

Lichtermeer erstrahlt heute

Heute, am Heiligen Abend, sind alle Gemeindemitglieder eingeladen, um 18 Uhr mit den Kerzen, den Sternen und den Weihnachtsheften vor ihre Haustür zu treten und bei der Aktion „Lichtermeer“ als Zeichen der Verbundenheit mit sicherem Abstand gemeinsam Weihnachtslieder zu singen.

Bereits um 16 Uhr gibt es außerdem einen Onlinegottesdienst unter www.kirche-rethen.de, bei dem Rethener von verschiedenen Orten die Weihnachtsgeschichte vorlesen. „Es ist einfach toll, wie viele Menschen sich bei dem alternativen Weihnachtsfest engagieren“, sagt Regionaldiakon Ahlborn und dankt im Namen des gesamten Kirchenvorstandes den vielen Helfern, die geschrieben, gebastelt, gepackt, verteilt oder gelesen haben. „Sie alle haben in großartiger Weise dazu beigetragen, die diesjährige, coronabedingte ,andere Weihnacht‘ zu ermöglichen.“  Von Stephanie Zerm

Multikulti-Festtagsmahl in Portugal

Lennart Dangers aus Neustadt studiert in Lissabon

„Weihnachten in Tüten“ bringt große Freude-2
Feliz natal, Euer Lennart

Meine letzte weiße Weihnacht liegt sicher weit mehr als eine Dekade in der Vergangenheit. Da die Iberische Halbinsel nicht gerade für diese Form des Niederschlages bekannt ist, werde ich wohl auch ein weiteres Weihnachten ohne Schnee erleben. Seit knapp 16 Monaten lebe ich in der portugiesischen Hauptstadt, hauptsächlich, um hier meinen Master zu machen. Aktuell sammele ich Erfahrung als Data-Scientist in der portugiesischen Arbeitswelt und werde auch noch in den nächsten Monaten Lissabon treu bleiben. Zugegebenermaßen sind Strandnähe und mediterranes Klima ein schöner Nebeneffekt, allerdings tut man dem Land unrecht, es nur auf diese Merkmale zu beschränken. Eine spannende Geschichte, eine tolle Kultur, gute Küche und ein Hauch sympathischer Melancholie des portugiesischen Fados sind nur einige weitere positive Beispiele.

Das Virus und die damit einhergehenden Restriktionen und Schwierigkeiten haben mich dazu gebracht, dieses Weihnachten nicht im Kreise der Familie in Deutschland zu verbringen. Da es für viele der internationalen Freunde ebenso herausfordernd ist, in die Heimat zu fliegen, wird das diesjährige Weihnachtsfest in kleiner Runde international gefeiert.

Auch kulinarisch wird es daher divers zugehen, sodass sich die deutschen Rouladen neben dem portugiesischen Bacalhau (eingesalzener Kabeljau) und den brasilianischen Brigadeiros, einer Art Trüffelpraline, wiederfinden werden. Auch wenn es schade ist, nicht mit der Familie Zeit um den Weihnachtsbaum zu verbringen, so kann ich dieser Situation dennoch viel Positives und Wertvolles abgewinnen. Manchmal ist es nicht die geografische Nähe, die Menschen verbindet, sondern vielmehr die emotionale Verbundenheit – da sind Familie und Freunde sehr schnell fußläufig erreichbar.

Ich wünsche all meinen Lieben ein schönes Weihnachtsfest und sende ganz liebe Grüße in die Heimat! Lennart Dangers