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Pflege und Medizin

Viele Wege führen ins Berufsfeld Pflege

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Der Dienst auf der Krankenstation ist eine von vielen Möglichkeit, Menschen zu helfen. Pflegefachkräfte werden vielerorts dringend gebraucht.

Kinderkrankenpfleger brauchen Empathie

Von Sabine Meuter  Der Job einer Pflegefachkraft ist verantwortungsvoll und erfordert viel persönlichen Einsatz. Arbeitskräfte sind im Pflegebereich gefragter denn je. Wie gelingt der Einstieg in den Beruf?Aktuell gibt es in Deutschland rund 2,9 Millionen Pflegebedürftige. Ihre Zahl wird Prognosen zufolge weiter steigen. All diese Menschen sind im Alltag meist auf professionelle Hilfe angewiesen. Das Problem: Pflegefachkräfte gibt es derzeit nicht genug. Wer sich für eine Ausbildung im Pflegebereich entscheidet, hat beste Aussichten auf einen krisensicheren Arbeitsplatz. Es gibt mehrere Wege, wie ein Einstieg in die Branche gelingt.Klassische AusbildungFür die Bereiche Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege existieren derzeit drei bundesweit einheitlich geregelte Ausbildungen. In der Regel dauert die jeweilige Ausbildung drei Jahre. Angehende Altenpfleger absolvieren neben einem schulischen Teil viele Praxisphasen in Pflegeeinrichtungen. Künftige Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger oder Gesundheits- und Krankenpfleger werden an Berufsfachschulen und in verschiedenen Bereichen der Krankenhäuser ausgebildet. Vereinzelt müssen Auszubildende im Bereich Altenpflege noch Schulgeld zahlen. „Der Abschluss Gesundheits- und Krankenpflege wird europaweit automatisch anerkannt“, sagt Johanna Knüppel vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe in Berlin. Das ist ein Vorteil für jene, die sich vorstellen können, zumindest zeitweise etwa in Frankreich oder in Italien zu arbeiten.

Der Einstieg kann über eine Ausbildung oder Lehrgänge klappen

"Der Bedarf an Pflegefachkräften ist derzeit so hoch, dass Seiteneinsteiger wirklich gute Berufsaussichten haben."

Paul Ebsen, Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg

Akademische Ausbildung

Auch eine akademische Ausbildung ist möglich. „In Deutschland bieten 78 Fachhochschulen und Universitäten insgesamt 149 Pflegestudiengänge an“, sagt Claudia Böcker vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Bei einem Teil der Hochschulen gibt es duale Studiengänge, die die Berufsausbildung mit einem Bachelorstudium verknüpfen. Andere Studiengänge befähigen Absolventen, später Management-Posten in Pflegeeinrichtungen zu übernehmen. Die Bachelorstudiengänge dauern je nach Ausrichtung und Hochschule drei bis viereinhalb Jahre. Nach der akademischen Ausbildung sollten Pflegefachkräfte etwa in der Lage sein, Erkenntnisse aus der Wissenschaft im Berufsalltag umzusetzen.

Hilfskräfte

Einen schnelleren Einstieg in den Berufsalltag ermöglicht eine Ausbildung als Hilfskraft. „Sie erfolgt an Berufsfachschulen und ist von Land zu Land unterschiedlich geregelt“, erklärt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. In vielen Bundesländern können sich Interessierte innerhalb eines Jahres zu Gesundheits- und Krankenpflegehelfern qualifizieren. Auch eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer ist möglich. Sie dauert zumeist ein Jahr, in Hamburg sogar zwei Jahre. Oft müssen die Azubis Schulgeld zahlen.

Außerdem haben private Anbieter zahlreiche kostenpflichtige Kurse und Lehrgänge im Programm für alle, die im Pflegebereich tätig sein möchten. „Das reicht vom Sechs-Wochen-Crashkurs bis hin zu einem halbjährigen Lehrgang“, erklärt Knüppel. Auch für angehende Betreuungskräfte oder Alltagsbegleiter, die etwa mit Senioren Gymnastik machen oder sie bei Einkäufen begleiten, gibt es spezielle Seminare. Wer an Kursen, Lehrgängen oder Seminaren teilgenommen hat, bekommt in der Regel vom Anbieter ein Zertifikat.

Quereinsteiger

Ein Jobverlust im erlernten Beruf oder eine Neuorientierung bei der Berufswahl? Es gibt viele Gründe für eine Umschulung. „Der Bedarf an Pflegefachkräften ist derzeit so hoch, dass Seiteneinsteiger wirklich gute Berufsaussichten haben“, sagt Ebsen. Interessierte sollten sich an die zuständige Agentur für Arbeit wenden. Sie finanziert in vielen Fällen eine Umschulung. Egal, ob jemand eine Umschulung oder eine Ausbildung macht: Jeder, der im Pflegebereich beruflich tätig sein möchte, sollte dort zunächst ein Praktikum absolvieren, rät Ebsen. Denn die Tätigkeit sei körperlich wie psychisch anstrengend. Schicht- und Wochenenddienst sind an der Tagesordnung, die Bezahlung ist oft nicht gerade üppig.

Karrierechancen

Je nach Ausbildungsweg haben Interessierte am Ende sehr unterschiedliche Qualifikationen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Karriere zu machen und Weiterbildungen wahrzunehmen. Krankenpfleger können etwa Fachkrankenpfleger im Operationsdienst werden.

Altenpfleger haben die Möglichkeit, sich zum Fachaltenpfleger für klinische Geriatrie und Rehabilitation weiterzubilden. Zudem gibt es die Option, sich mit einem ambulanten Pflegedienst selbstständig zu machen. Außerdem kann man nach einer entsprechenden Weiterbildung im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung die Stationsleitung übernehmen.

Zukünftige Pflegeausbildung

Ab dem Jahr 2020 gehören die drei getrennten Ausbildungen zum Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger der Vergangenheit an. Dann erhalten alle Azubis zwei Jahre lang eine allgemeine Ausbildung. Im dritten Jahr können sie sich auf die Pflege von Kindern oder alten Menschen spezialisieren – oder die allgemeine Ausbildung fortsetzen. „Grund für diese Reform sind neue Anforderungen an die pflegerische Versorgung“, erklärt Knüppel. Die Auszubildenden müssen dann auch kein Schulgeld mehr zahlen. Sie bekommen eine Ausbildungsvergütung. Auch so soll der Pflegeberuf attraktiver werden.     
                      

Kinderkrankenpfleger brauchen Empathie

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Den Kindern die Ängste nehmen – und auch mal vorlesen: Das gehört bei der Betreuung von kleinen Kindern dazu. Doch auch Eltern müssen beraten und oftmals angeleitet werden, etwa im Umgang mit Neugeborenen.

Kinderkrankenpfleger haben keinen einfachen Job. Ihre Patienten sind oft so klein, dass sie nicht sagen können, wo sie Schmerzen haben. Dann ist Einfühlungsvermögen gefragt.

Zu Kindern hatte Nicole Ekonomiuk schon immer einen guten Draht. „Schon früh habe ich mit Babysitting angefangen und wusste, dass ich mit Kindern arbeiten möchte“, sagt sie. Durch ein Pflegepraktikum wurde ihr dann endgültig klar, dass sie Kinderkrankenpflegerin werden möchte.

Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger übernehmen die Betreuung von Kindern und Jugendlichen im Krankenhaus. Sie kümmern sich zum Beispiel um Kinder, die gerade eine Operation hinter sich haben. Zu ihren Aufgaben gehört es, Medikamente und Infusionen zu verabreichen, Blut abzunehmen, aber auch Wäsche zu wechseln und Mahlzeiten auszuteilen.

Ausgebildet werden Kinderkrankenpfleger an speziellen Schulen für Gesundheitsberufe. Im Krankenhaus lernen sie in der dreijährigen Ausbildung ganz unterschiedliche Bereiche kennen, beispielsweise die Krebs- oder Neugeborenen- Station. In den ersten beiden Jahren kommen angehende Kinderkrankenpfleger dabei nicht nur mit Kindern in Kontakt. Zu einem großen Teil arbeiten sie auch mit Erwachsenen. Erst im dritten Ausbildungsjahr erfolgt die Spezialisierung auf Kinderkrankenpflege. Da die Ausbildung breit angelegt ist, können Kinderkrankenpfleger jedoch später auch beispielsweise mit Senioren arbeiten.

Die Berufschancen im Bereich der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege seien gut, sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. „Pflegekräfte werden zur Zeit händeringend gesucht“, sagt der Arbeitsmarktexperte.

Wer sich für den Beruf entscheidet, muss einfühlsam sein: „Als Kinderkrankenpfleger hat man jeden Tag Menschenleben in der Hand“, sagt Ekonomiuk. Arbeitet sie mit Säuglingen, kann sie nur aus dem Verhalten des Kindes schließen, wie es ihm geht. „Es geht im Berufsalltag vor allem darum, den Kindern die Ängste zu nehmen“, sagt die 22-Jährige. Aber auch Eltern zu beraten und anzuleiten, etwa im Umgang mit Neugeborenen, gehört dazu.

In der Regel arbeiten Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger nach der Ausbildung in fester Anstellung etwa in Kliniken, Pflegeheimen oder bei ambulanten Pflegediensten.

Laut Paul Ebsen liegt das Gehalt einer Vollzeitkraft bei etwa 2700 Euro brutto, unter Umständen aber auch deutlich darunter. Nicole Ekonomiuk möchte nach ihrem Abschluss mit schwer erkrankten Kindern arbeiten. Dass der von ihr gewählte Beruf der richtige für sie ist, davon ist sie überzeugt. dpa/tmn