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Lehrte live erleben

Vereine hoffen nach dem Lockdown auf Normalbetrieb, so Ulf Meldau vom Regionssportbund Hannover

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RSV-Chef Ulf Meldau erwartet wieder mehr Zulauf bei den Vereinen.

Auf den Sportplätzen Lehrtes trainieren die Fußballmannschaften und wenn man an den Tennisplätzen der Stadt vorbeifährt, hört man besonders in den Abendstunden das Klacken der Bälle. Was den Sport angeht, scheint das Thema Corona keine große Rolle mehr zu spielen. Überall gehen die Lehrterinnen und Lehrter nach den Lockerungen der Kontaktbeschränkungen wieder ihren sportlichen Aktivitäten nach.Aber wie der Einzelhandel, die Kulturbranche oder die Schulen haben auch die Vereine in Lehrte und darüber hinaus mit dem Virus und seinen Folgen zu kämpfen. Einer, der diese Entwicklung schon von Amts wegen im Blick hat, ist Ulf Meldau. Der Lehrter ist nicht nur Vorsitzender des Fußballvereins SV 06, sondern auch Vorsitzender des Regionssportbundes Hannover (RSB). Der RSB repräsentiert 666 Vereine in der gesamten Region Hannover mit einer Mitgliederzahl von fast 171 000.

Besonders größere Clubs leiden unter Mitgliederschwund – Übungsleiter fehlen

Meldau ist in seiner Funktion viel bei den Vereinen zu Gast und kann deren Probleme überblicken. Momentan hätten Vereine oft mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. Dazu komme noch das Problem, Übungsleiter zu finden.

Aderlass beim LSV

„Größere Vereine sind da stärker betroffen als kleinere“, hat Meldau beobachtet. Weit muss er dabei nicht schauen, denn der größte Verein im RSB mit derzeit rund 4000 Mitgliedern ist der Lehrter SV. Besonders im Fitnessbereich, der im LSV-Sportpark an der Everner Straße angesiedelt ist, habe es „einen Aderlass“ gegeben, wie es Meldau ausdrückte. Das habe etwas mit einer gewissen Servicementalität im Vereinssport zu tun.

„Wenn ich meinen Sport nicht ausüben kann, trete ich aus“, sei eine Haltung, die gerade in größeren Vereinen immer wieder zu sehen sei. „Die Identifikation mit dem Verein fehlt.“ In kleineren Vereinen dagegen sei eine derartige Abwanderung seltener zu bemerken. „Wegen 13 Euro Beitrag im Monat treten nur wenige aus.“ Aber der Trend sei da, auch in der gesamten Region. Die Vereine im RSB hatten vor der Pandemie noch 178 000 Mitglieder. Inzwischen seien es mehr als 7000 weniger. Die Servicementalität habe aber den Vorteil, dass die Menschen wieder eintreten, wenn Sport wieder möglich ist, ist sich Meldau sicher.

Neueintritte fehlen

Ein anderes Problem seien aber die Neueintritte. Verluste bei den Mitgliedern seien immer durch Neuanmeldungen ausgeglichen worden. Im Lockdown hätten diese gefehlt. Beim SV 06 gebe es zurzeit gerade aber zumindest bei den Kindern einen starken Zulauf. Der 06-Chef sieht darin das Bestreben der Eltern, nach der Isolierung im Lockdown den Kindern wieder soziale Kontakte zu verschaffen.

Ein längerfristiges Problem sieht Meldau bei den Übungsleiterinnen und Übungsleitern. Im Lockdown hätten sich viele umorientiert, sodass sie jetzt beim wöchentlichen Training fehlten. Hier sei noch stärkere Werbung erforderlich, um wieder Menschen zu finden, die sich in den Vereinen ehrenamtlich für ein soziales Miteinander engagieren. „Man kann so der Gesellschaft etwas zurückgeben“, appelliert der RSB-Vorsitzende. „Wir haben in unserer Jugend auch von den Angeboten der Vereine profitiert.“

PSV Rot-Gold ist gut aufgestellt

Wie unterschiedlich die Lage der Vereine ist, kann man am PSV Rot-Gold Lehrte sehen. „Wir sind gut über die Runden gekommen“, blickt Vereinschef Hans-Bernd Will auf die Lockdown-Zeit zurück. Es hätten zwar Neueintritte gefehlt, aber bei den Austritten sei man im üblichen Rahmen geblieben. „Mit knapp 500 Mitgliedern sind wir in etwa auf dem üblichen Niveau geblieben.“

Will führt diese geringen Auswirkungen bei der Mitgliederzahl auch auf die Ideen der Übungsleiterinnen und Übungsleitern zurück, die auch in Zeiten der Hallenschließungen das Training weitergeführt hätten. „So hat die Taekwondo- Abteilung mit den Kindern auf der grünen Wiese trainiert.“ Die Badminton-Abteilung sei auf den Stadtpark oder auf die Tennisplätze ausgewichen. „Da haben sich natürlich die Abteilungen untereinander arrangieren müssen.“ Das Mutter-Kind-Turnen fand im benachbarten Stadion am Pfingstanger statt.

Wegen der geringen Austritte sei der PSV Rot-Gold finanziell immer noch gut aufgestellt. Hier lobte Will auch die Stadt, die für 2020 und 2021 auf Hallenmiete verzichtet habe. „Obwohl wir inzwischen wieder in die Hallen dürfen.“ Die Förderungen durch den von der Stadt kurzfristig aufgelegten Corona-Hilfsfonds für Vereine habe der Verein 2020 nicht in Anspruch genommen. „Erst in diesem Jahr haben wir etwas beantragt“, sagt Will. Der Verein beschäftige einen Mitarbeiter über das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). „Der kostet Geld.“

Schnuppertennis bringt Zugänge

Will hofft, dass sein Verein wieder zum Normalbetrieb kommt. „Wir müssen etwas für die Kinder tun.“ Gerade der Nachwuchs habe sich an das Zuhause sein gewöhnt. „Es fehlt ihnen inzwischen die Motivation.“ Deswegen bietet der PSV Rot-Gold auch Schnuppertrainings im Tennis an. „Wir haben schon 25 Neueintritte erzielt.“ Ganze Familien kämen inzwischen wieder. Große Hoffnungen setzt Will auch auf die neue Radfahrsparte, die Radwandertouren macht. Die sei zwar erst im Aufbau. „Aber sie kommt schon gut an.“