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BERUFSPERSPEKTIVEN

Praktikum – der erste Eindruck entscheidet

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NUR KEINE ANGST: Wer im Praktikum offen auf die Kollegen zugeht und die Abläufe genau beobachtet, kann sich schnell als Teammitglied integrieren.Fabrice Michaudeau/PantherMedia/

Auf die Körpersprache achten!

Wer gewisse Regeln beachtet, kann die Schnupperzeit in einem Unternehmen als gute Chance für den EINSTIEG IN DEN BERUF nutzen

„Im besten Fall fängt ein Praktikum schon vor dem Praktikum an“, sagt Susanne Braun vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Das heißt: Wer ein Praktikum macht, sollte sich darüber im Klaren sein, welche Erwartungen er hat. „Diese sollten sich dann auch im Praktikumsvertrag oder in der Niederschrift wesentlicher Vertragsbedingungen widerspiegeln.“   
    

Sind diese Rahmenbedingungen geregelt, sei der erste Tag im Unternehmen geeignet, um einen Praktikumsplan zu erstellen. „Er dient dazu, eine Übersicht zu haben, an welchen Terminen der Praktikant teilnehmen sollte und welche Lerninhalte wie und wann vermittelt werden“, erläutert Braun.

Auf die Körpersprache achten!

Daneben ist selbstbewusstes Auftreten entscheidend. Rhetoriktrainerin Beatrix Schwarzbach findet, die Körpersprache sollte Wachheit, Offenheit und Interesse vermitteln. Konkret heißt das: Praktikanten sollten auf einen festen Händedruck achten, sich mit ganzem Namen vorstellen und beim ersten Rundgang durch die Firma Fragen stellen, um schon einmal Informationen zu sammeln.

Wo muss ich überhaupt hin? Welche Aufgaben erwarten mich? Was, wenn mich niemand beachtet? Nervosität ist vor dem ersten Praktikumstag ganz natürlich. Deshalb fängt die Vorbereitung schon auf dem Arbeitsweg an. Währenddessen sollten sich Praktikanten auf ihre Atmung fokussieren, rät Schwarzbach. Nicht zu tief einatmen – und durch das Ausatmen Spannung loslassen. Außerdem hilft es, bewusst Hände und Schultern zu lockern.

Sicherheit gibt es, wenn man ein paar Fakten über den Arbeitgeber parat hat. „Dazu gehört beispielsweise, nochmals wichtige Eckdaten auf der Unternehmenswebsite nachzulesen, sich über eventuelle Dresscode-Vorschriften zu informieren und sich Namen bekannter Ansprechpartner einzuprägen“, erklärt Imagetrainerin Isabel Schürmann.

Sind die ersten Tage erst einmal überstanden, ist man als Praktikant motiviert, Aufgaben zu übernehmen und möglichst viel zu lernen. Dabei sei wichtig zu entscheiden, wie viel man als Praktikant realistisch abarbeiten und verantworten kann.

Aber niemand muss gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn er zunächst mit leichten Übungen anfangen muss. „Einfache, eher niederschwellige Aufgaben können durchaus Bestandteil der Praktikumsarbeiten sein“, sagt Schürmann.

Dagegen sei nichts einzuwenden, denn auch Routinetätigkeiten gehören zum Arbeitsalltag und sollten sorgfältig erledigt werden. Die Imagetrainerin ist sich sicher: Je größer die Lernbereitschaft, Eigeninitiative und Neugierde, desto spannender und lehrreicher werden auch die übertragenen Aufgaben sein.

Es gibt auch rechtliche Leitlinien, in welchem Rahmen sich die Aufgaben innerhalb eines Praktikums bewegen sollten. DGB-Referentin Susanne Braun erläutert: „Ein Praktikum ist gesetzlich als Lernverhältnis definiert und darf keinen regulären Arbeitsplatz ersetzen.“ Es sei somit kein spezielles Hintergrundwissen erforderlich. Das Praktikum sei daher eher zum „Mitlaufen“ gedacht.

Dennoch müssen Praktikanten nicht nur untätig herumsitzen. Schürmann empfiehlt, zunächst das Miteinander im Team aufmerksam zu beobachten. Dadurch bekommt man möglichst schnell ein gutes Verständnis wichtiger Abläufe. Wer keine konkreten Arbeitsanweisungen bekommt und auch anderweitig nicht eingebunden wird, sollte aktiv auf Teammitglieder zugehen und Unterstützung anbieten.

„Stellt sich dann nach einer gewissen Zeit heraus, dass die übertragenen Aufgaben immer gleiche Routinearbeiten sind und nicht den im Vorstellungsgespräch zugesagten Inhalten entsprechen, empfehle ich, das Gespräch zu suchen“, rät Schürmann.

"Ein Praktikum ist gesetzlich als Lernverhältnis definiert und darf keinen regulären Arbeitsplatz ersetzen."

Susanne Braun DGB-Referentin

Durchquälen muss sich niemand

Manche Praktika fangen vielversprechend an, erweisen sich jedoch später als Enttäuschung. „Im Notfall kann das heißen, dass es besser ist, das Praktikum abzubrechen, als sich wochenlang durchzuquälen“, sagt Susanne Braun. Wer als billige Arbeitskraft ausgenutzt wird, ohne etwas zu lernen, oder im Arbeitsumfeld von Diskriminierung und Mobbing betroffen ist, sollte sich Beratung suchen und über rechtliche Schritte nachdenken.

Geht es darum, den Praktikumsbetreuer oder Vorgesetzten auf mangelnde Aufgaben anzusprechen, sind Offenheit, Freundlichkeit und Konstruktivität Trumpf, sonst könne man keine Beziehung knüpfen, erklärt Rhetoriktrainerin Schwarzbach. Auf der anderen Seite sollte man es ebenso konkret ansprechen, wenn man überfordert ist. In der Position des Praktikanten zu sein, sei kein Grund, sich zurückzuhalten.
DPA/TMN