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Besser Wohnen

Popcorn in der Wand: Fünf Baustoffe für die Zukunft

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Schilf kann mehr als nur ein Sichtschutz für Balkongitter sein: Das Produkt kommt etwa auch in Innenwänden zum Einsatz. Foto: Hiss Reet Schilfrohrhandel GmbH/dpa-mag

Die Klimadebatte macht vor dem Baugewerbe nicht halt. Nachhaltigere Baustoffe wie Lehm, Holz und Stroh rücken damit wieder in den Fokus, auch wenn sie genau genommen ein alter Hut sind. Schließlich werden sie bereits seit Jahrhunderten genutzt. Zudem findet die Forschung heute zum Teil ungewöhnliche Ansätze für das nachhaltige Bauen der Zukunft. Ausgereift sind die allerdings noch nicht immer. Eine Auswahl:

             

Nachwachsender Baustoff aus dem Meer

Aus dem Meer in die Hauswand: Seegras ist ein marktreifer nachwachsender Wärmedämmstoff – und es bietet nach Einschätzung von René Görnhardt viele Vorteile. „Man muss es nicht anbauen, denn es wächst auf dem Meeresgrund“, sagt der Baustoffexperte der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Seegras habe einen hohen Salzgehalt und brenne dadurch nicht so leicht, so Görnhardt. Es lasse sich einfach verarbeiten. Der Dämmwert sei mit einer konventionellen Dämmmatte vergleichbar. Dazu kommt: Die Faser kann relativ viel Feuchte aufnehmen, ohne dass sie an Dämmwirkung und Massenvolumen verliert, während sich viele der herkömmlichen Stoffe vollsaugen und zusammensacken – die Folge sind Hohlstellen, die schlimmstenfalls zu Schimmel führen.

Belastbar: Eine Wand aus Rohrkolben

Schilf und Rohrkolben (Typha) wirken nicht gerade stabil. Doch verarbeitet als Platten halten sie durch ihre Kammerform – sie sind innen hohl – Lasten aus. „Sie können in tragenden Innenwänden verbaut werden oder als Matte für die Dämmung genutzt werden“, erklärt Görnhardt. Durch die Wiedervernässung der Moore, so hofft er, könnten die Pflanzen wieder in größeren Massen regional angebaut werden. Die Pflanzen an sich gebe es am Bau schon länger, nur durchgesetzt haben sie sich bislang nicht. „Das große Problem ist, dass sich viele Firmen sträuben, innovativen Entwicklungen im Baubereich eine Chance zu geben“, bemängelt Görnhardt.

Leicht: Trennwände aus Mais und Holz

Popcorn zum Beispiel. Da geht es nicht um Kinofeeling auf der Baustelle, sondern um Spanplatten, die zu rund zwei Dritteln aus Holzspänen und zu rund einem Drittel aus Popcorngranulat bestehen, also aus verarbeitetem Mais. Sie sind seit 2011 unter dem Namen „Balance-Board“ auf dem Markt und wesentlich leichter als übliche Spanplatten. Entwickelt wurde der Werkstoff an der Uni Göttingen. Und das Forscherteam um Professor Alireza Kharazipour will noch weiter gehen. Es arbeitet daran, Produkte aus 100 Prozent Popcorngranulat herzustellen. Das wird beleimt und kann anschließend in Form gepresst werden, zum Beispiel zu Stühlen, Platten oder Verpackungsboxen, also zu natürlichem Styroporersatz. „Es funktioniert auch als Dämmstoff oder für Trennwände in Büros“, ergänzt Kharazipour. Die Produkte könnten bald auf den Markt kommen. Es liefen Gespräche zwischen der Universität und mehreren Firmen über Lizenzierungen, so der Wissenschaftler. „Wir sind schon sehr weit, diese Produkte haben Hand und Fuß.“ Er hofft, dass sie dieses oder nächstes Jahr kommerziell produziert werden.

Flachs statt Stahl: Bewehrung im Beton

Klassischerweise wird Beton durch Stahlstreben verstärkt. Modernere Bewehrungen bestehen aus Carbon oder Kunststoff. Künftig aber könnten sie aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, zum Beispiel Flachs. Das hoffen die Forscher am Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig, die daran arbeiten. Der Stoff sei korrosionsfrei, lange haltbar und habe die gleichen statischen Eigenschaften wie Stahlbeton, heißt es. Er soll günstiger in der Produktion sein und habe eine bessere CO2-Bilanz. Außerdem sei Flachs vielseitig einsetzbar: Da sich die Bewehrung aus Textil fast allen Formen anpasse, seien auch filigrane Bauten möglich.

Allerdings ist der Textilbeton noch nicht am Bau verfügbar. „Leider ist der Stoff noch nicht ausgereift“, sagt Baustoffexperte Görnhardt. dpa/mag

Mit Schablonen Flächen verschönern: DIY-Ideen mit Farben und Formen

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Lust auf Motive an den Wänden, aber eine schlechte Führungshand am Pinsel? Schablonen helfen. Foto: Christian Bordes/Alpina/DIY Academy/dpa-mag

Ein Fotokarton, ein Pinsel und etwas Wandfarbe: Mit diesen Hilfsmitteln lassen sich Wände effektvoll gestalten. Denn aus dem festen Karton können Heimwerker Schablonen basteln und damit sehr einfach Muster auf die Wandfläche bringen. Die Do it yourself (DIY) Academy in Köln hat dazu Anregungen: Je nach Raum eignen sich unterschiedliche Motive – etwa Vögelchen für das Wohnzimmer, eine Eule für das Kinderzimmer oder Rautenmuster für die Küche. Auch Weinranken oder große Pflanzenblätter sind im Wohnbereich denkbar. Und für die Kleinen etwa Füchse oder Bären.

Damit die Schablonen-Technik gelingt, empfehlen die Experten zunächst weitere Werkzeuge wie Kreppband, Sprühkleber, ein Cutter- oder Bastelmesser sowie Motivvorlagen. Diese gibt es an vielen Stellen im Netz. Und so kann man vorgehen: Das Wunschmotiv ausdrucken und mit Sprühkleber auf den festen Karton kleben. Gut trocknen lassen und dann mit dem Messer ausschneiden. Dadurch bekommt die Vorlage mehr Festigkeit und weicht nicht so schnell durch. Dann die Schablone an der Wand mit Kreppband fixieren und an dieser Stelle ein wenig Wandfarbe auftupfen – von innen nach außen. Damit keine Farbe hinter die Schablone läuft, die Innenränder fest an die Wand drücken. Vorsichtig abziehen – fertig!

Noch ein Tipp: Idealerweise verwendet man einen kurzborstigen Pinsel. Wer keinen hat, kann alternativ die Borsten eines anderen Pinsels hinter der Zwinge mit Kreppband zusammenbinden – denn dann können sich die Borsten nicht mehr so leicht auseinanderdrücken. dpa/mag

Mehr Fragen als Antworten?!

Wir arbeiten mit großem Einsatz daran, das zu ändern!

Kann man Häuser vollständig aus Abfall bauen?

Definitiv: Nein! Gebrauchte Leitungen sind aus Gründen der Sicherheit und der Hygiene nicht zu benutzen. Nicht für alle eigentlich wiederbenutzbaren tragenden Bauteile gibt es statische Nachweise. Aber unser Pilotprojekt Recycling-Haus hat viele Erkenntnisse gebracht, wie wir auch andere Bauvorhaben ressourcenschonender anlegen können. Bis 2025 wollen wir beim Bau eigener Wohnungen 80% Baustoffe mit Recyclinganteil einsetzen. Übrigens ist auch der optische Charme alter Bauteile nicht zu verachten.

Mal ehrlich: Bauen ist gegen die Umwelt!

Klar. Kein Gebäude kommt ohne Grundstück aus. Immer mehr Flächen werden versiegelt, die Natur weiter zurückgedrängt. Aber klug angelegte Quartiere können Naturräume respektieren und ergänzen: Grüne Schneisen für Frischluftzufuhr, Lebensräume für Wildtiere, Versickerungsflächen für Regenwasser, begrünte Dächer und schattige Plätze für die Bewohner schaffen neue, erlebenswerte Freiräume. Wir wandeln auch aus der Nutzung gelaufene innerstädtische Flächen zu Lebensräumen um und versuchen, den Verbrauch von Material und Energie beim Bauen weitestgehend einzuschränken.

Ich allein kann gegen den Klimawandel nix machen!

Richtig. Und gleichzeitig grundfalsch! Einige CO2-Emissionen lassen sich derzeit einfach nicht vermeiden. Gutes Beispiel: Die Heizung der meisten Wohnungen wird (noch) mit fossilen Brennstoffen betrieben. Aber deren Emissionen kompensieren viele Gundlach-Mieter schon heute mit Hilfe von myclimate. Vieles wird machbar, wenn man sich zusammentut. Elektrisch fahren, Carsharing nutzen, mehr Fahrrad fahren und weniger Fleisch essen ist für jeden machbar. Tun wir übrigens auch.

Wie riecht eigentlich gesundes Wohnen?

Na, vorzugsweise gar nicht! Lösemittel in Baustoffen völlig zu vermeiden oder sie auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, trägt dazu bei. Sorgfältige Produktauswahl und regelmäßige Kontrollen gehören bei uns zum Baustellenalltag. Da es für die Raumluft in Wohnungen (noch) keine gesetzlichen Vorgaben gibt, setzen wir freiwillig eigene Maßstäbe. Wir überprüfen unsere neu gebauten oder modernisierten Wohnungen mit Referenzluftmessungen. Was auch dazu gehört: Wir entfernen nach Abschluss der Bauarbeiten gründlich allen Staub als möglichen Träger von Keimen.

Ein paar gute Antworten haben wir schon, hier 3 Beispiele:

4.800.000 Kilowattstunden Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt Gundlach jährlich. Das ist etwa so viel, wie 1.500 Haushalte verbrauchen. Neben Photovoltaik auf Hausdächern betreiben wir drei eigene Windräder. Ergebnis: Gundlach arbeitet im Bürobetrieb und auf den Baustellen bilanziell vollständig klimaneutral.

9 Köpfe hat unser Öko-Team. Es gibt fortlaufend neue Impulse ins Unternehmen und regt zum Mitmachen an.

43% CO2-Emissionenhaben wir im Betrieb unserer 4.000 Wohnungen seit 1990 eingespart. Durch noch mehr energetische Modernisierung und weitere Maßnahmen soll unser Bestand bis zum Jahr 2050 vollständig CO2-neutral werden.

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Ja, noch haben wir viele Fragen. Aber Fragen stellen ist wichtig, denn nur so kommen wir zu mehr Antworten. Mit Überzeugung tun wir schon heute sehr viel – und setzen uns ehrgeizige Ziele.