Sind Sie bereits Abonnent? Hier anmelden

 

Sind Sie bereits Abonnent? Hier anmelden

Anzeige

„Es geht um Absprachen, Teamfähigkeit und Verlässlichkeit“

„Es geht um Absprachen, Teamfähigkeit und Verlässlichkeit“ Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Stockphoto.com/Cecilie_Arcurs

Informatiker auf Arbeitsmarkt gefragt wie nie

Von Katrin Schreiter Informatiker gehören zu den begehrtesten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt. Selbst Berufsanfänger sind oft in der glücklichen Situation, zwischen mehreren Offerten auswählen zu können. Viele setzen bei der Stellensuche auf Personalvermittler, denen sie dann ihre Ansprüche und Vorstellungen mit auf den Weg in die Unternehmen geben. Aber auch die Betriebe wenden sich mit ihren Wünschen an die Dienstleister, die versuchen, die oft sehr unterschiedlichen Ideen von Leben und Arbeit beider Seiten zusammenzubringen. Ein Gespräch mit Frank Schabel, Marketingchef beim Personalvermittler Hays AG, über die Besonderheiten der IT-Branche, in der inzwischen vier Generationen aufeinandertreffen: Babyboomer, Generation X, Generation Y und Generation Z.Ist der IT-Nachwuchs besonders kompliziert?Nein, das ist er nicht. Genau genommen sind viele der ITler, vor allem Entwickler, eher genügsam – wenn die Rahmenbedingungen so sind, wie sie sich diese vorstellen. Besonders die Generation Z, die gerade ihre ersten Schritte auf dem Arbeitsmarkt macht, hat eigene Erwartungen. Und die müssen am Ende mit denen des Arbeitgebers in Einklang gebracht werden.Wo liegen die größten Herausforderungen?Die liegen in der Regel nicht bei den Fachkenntnissen, sondern bei der Integration der jungen Leute. Stichwort mentale und persönliche Kompetenzen: Gefragt sind vor allem die Fähigkeiten zu Kooperation, Kommunikation und Empathie. Die Arbeit im Unternehmen unterscheidet sich eben häufig von der Gewohnheit eines Nerds, stundenlang allein vor seinem Computer zu sitzen. Hier zählt nicht nur die Leistung, sondern hier geht es auch um Absprachen, Teamfähigkeit und Verlässlichkeit. Wie wichtig das ist, zeigt sich zum Beispiel bei der agilen Softwareentwicklung, bei der die Entwicklung in vielen kleinen, abgeschlossenen Zyklen, sogenannten Sprints, abläuft. Das funktioniert nur über eine intensive Kommunikation zwischen den Entwicklern.  

Interview mit Frank Schabel, Marketingchef beim Personalvermittler Hays AG, über den Nachwuchs im IT-Bereich

Es geht also schon lange nicht mehr nur um Fachkenntnisse …

… Fachkenntnisse sind das eine – da gibt es in der Regel kaum Probleme. Das andere sind wie gesagt Persönlichkeitskompetenzen wie Teamfähigkeit. Das bedeutet übrigens auch, dass es zwar flexible Arbeitszeiten gibt, aber keine komplette Freiheit in der Zeiteinteilung, weil die Teams sonst nicht funktionieren.

Wie stellen sich Arbeitgeber darauf ein, wenn das Miteinander nicht klappen will?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: Natürlich können ITler wie andere Fachkräfte auch über Trainings und Seminare vorbereitet und weiterentwickelt werden. Hinzu kommen Feedback-Gespräche, die sich auch auf die Teamarbeit fokussieren. Und nicht zuletzt ist auch eine interaktive Meeting-Kultur wichtig, in der kritische Themen offen angesprochen werden, plus andere räumliche Optionen.

Zum Beispiel?

Es geht darum, dass Arbeitgeber für eine relaxte Atmosphäre sorgen, den Austausch fördern – über die berühmten Kicker und Tischtennisplatten oder über Räume mit Sesseln oder Sitzkissen, die zum Austausch einladen und neue Impulse setzen. Auch das gemeinsame Ausgehen abends kann das Miteinander fördern, sollte aber kein Pflichtprogramm sein.

Inwieweit achten Sie bei der Vermittlung im Vorfeld bereits auf die Soft Skills der Berufsanfänger?

Die großen Unternehmen suchen meist schon während des Studiums den Kontakt zu den jungen Leuten. Praktika oder Bachelor- und Masterarbeiten sind dann schnell das Entrée für einen Arbeitsvertrag. Wenn wir angesprochen werden, analysieren wir als Erstes die Vorgaben des Kunden und suchen dann in unserer Datenbank, aber auch auf Onlineportalen. Passen die Bewerber nicht 100-prozentig, überlegen wir gemeinsam mit dem Kunden, wie sich das optimieren lässt.

Wie häufig wechselt der ITler seinen Job?

Wenn die IT-Umgebung stimmt – moderne Tools, neuste Software, ein guter Standort –, dann gibt es eine hohe Konstanz. ITler sind oft gar nicht so wechselfreudig, aber wir sollten abwarten, wie sich das bei der Generation Z entwickelt.

Wie wichtig ist das Gehalt?

Das Gehalt spielt nach wie vor eine Rolle, auch für IT-Hochschulabsolventen. Da sie begehrt sind, erhalten sie mittlerweile auch gute Einstiegsgehälter. Die Höhe hängt dabei vor der Branche und Unternehmensgröße ab und davon, was die ITler bereits an Fähigkeiten mitbringen.

Zur Person

„Es geht um Absprachen, Teamfähigkeit und Verlässlichkeit“-2

Frank Schabel ist Marketingchef bei der Hays AG in Mannheim. Das Unternehmen ist ein international führender Personaldienstleister, der die Rekrutierung von Fach- und Führungskräften im Fokus hat. Die Muttergesellschaft Hays plc. hat ihren Firmensitz in London und ist weltweit in 35 Ländern vertreten. In Deutschland verfügt Hays über 23 Niederlassungen, zu denen auch Hannover gehört.

Informatiker auf Arbeitsmarkt gefragt wie nie

Informatiker werden überall gebraucht, das Stellenangebot ist in den letzten Jahren rapide gestiegen. Ihr Know-how wird in der gesamten Wirtschaft gebraucht, nicht nur in IT-Konzernen. Viele Unternehmen benötigen Softwareentwickler und IT-Anwendungsberater – etwa der Maschinen- und Anlagenbau oder die Automobilindustrie. Den hohen Bedarf an IT-Experten zeigt eine aktuelle Analyse der Bundesagentur für Arbeit (BA). Danach dauert es im Schnitt 132 Tage, bis eine freie Stelle mit einem geeigneten Bewerber besetzt werden kann, so die Nürnberger Bundesbehörde. Im vergangenen Jahr hat die Zahl der gemeldeten freien Informatikerstellen mit 54 000 einen neuen Höchststand erreicht. Noch 2009 war die Zahl etwa halb so groß gewesen. Seitdem ist sie mit einer leichten Delle in den Jahren 2013 und 2014 kontinuierlich gestiegen – in den vergangenen drei Jahren sogar recht stark.

Insgesamt waren in Deutschland im Jahr 2017 gut eine Million Männer und Frauen als Informatiker beschäftigt. dpa