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E-Mobilität

Nicht sauber, aber deutlich sauberer

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Foto: dpa-tmn/Julian Stratenschulte

Der Verbrennungsmotor hat ein zentrales Problem: Die ganze Technologie fußt darauf, Kraftstoffe zu verfeuern – und dabei entstehen Produkte wie Kohlenstoffdioxid und Feinstaub. Bei Elektroautos hingegen fehlt der Auspuff, durch den Gase und Ruße auf Klima und Umwelt losgelassen werden. Trotzdem war die Ökobilanz der Stromer lange umstritten, auch wenn sich nun eine eindeutige Stoßrichtung abzeichnet.

Elektroautos können KLIMA UND UMWELT schonen

Dabei liegen einige Vorteile von batteriebetriebenen Elektroautos (PHEV) auf der Hand: Anwohnern und Umwelt bleibt lästiger Lärm ebenso erspart wie gesundheitsschädigender Feinstaub. Komplizierter wird es, wenn es um den CO2-Ausstoß geht. Denn während Autokonzerne Elektrofahrzeuge gern als Nullemissionsautos bewerben, kommen Herstellung und Nutzung nicht völlig ohne Emissionen aus – nur dass diese nicht im Verkehr, sondern in Batteriefabriken und Kraftwerken anfallen.

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KLIMAFREUNDLICH UNTERWEGS: Beim CO2-Austoß punkten E-Autos im vergleich zu Benzinern und Dieselfahrzeugen. Foto: dpa-tmn/Julian Stratenschulte

Ob Stromer überhaupt gut für das Klima sind, wurde deshalb lange Zeit diskutiert. Das Elektroauto sei ein Rückschritt gegenüber dem modernen Diesel, meinte noch vor zwei Jahren der prominente Ökonom Hans Werner Sinn. „Der CO2-Ausstoß des batterieelektrischen Autos liegt beim heutigen Energiemix Deutschlands und unter Berücksichtigung des Energieaufwands bei der Batterieproduktion nur im günstigsten Fall auf einem mit dem Dieselmotor vergleichbaren Wert“, fasste Sinn die seinerzeit so umstrittene wie vielzitierte Untersuchung zusammen.

Weniger CO2-Austoß

Heute verstummen Elektroautoskeptiker zusehends: Selbst der Elektrotechnikverband VDE, der noch Ende 2020 in einer gemeinsamen Studie mit dem Ingenieursverband VDI Zweifel am Klimavorteil von Elektroautos geäußert hatte, positioniert sich nach einer neueren Untersuchung eindeutig. Das Ergebnis sei ganz klar, sagte Ralf Petri, Geschäftsbereichsleiter Mobility beim VDE, Ende April: „Das batterieelektrische Fahrzeug wird für den Pkw alternativlos sein.“

Doch wie viel besser ist die Ökobilanz der Stromer? Das Bundesumweltministerium (BMU) attestiert ihnen durchaus Nachteile, weil für die Herstellung mehr und seltenere Rohstoffe wie Lithium und Kobalt benötigt werden. Mit Blick auf den CO2-Ausstoß über den gesamten Lebenszyklus, also einschließlich Herstellung und Betrieb, kommt das BMU in seiner jüngst veröffentlichten Untersuchung zu eindeutigen Ergebnissen: Bei 150 000 Kilometern Fahrleistung fallen bei einem PKW der Kompaktklasse mit Benzinmotor derzeit 233 Gramm CO2 pro Kilometer an, beim Dieselmotor sind es 212 Gramm und mit Elektroantrieb 162 Gramm.

Nutzung von Ökostrom

Zudem wird sich laut BMU der Ressourcenverbrauch bei der Herstellung durch neue Batterietypen und Recycling „aller Voraussicht nach“ in Zukunft deutlich reduzieren. Und weil bei Herstellung und Betrieb zunehmend Ökostrom eingesetzt wird, sinken dem BMU zufolge die CO2-Emissionen der Stromer auf 123 Gramm pro Kilometer im Jahr 2030. Absehbare Verbesserungen bei der Dieseltechnologie einkalkuliert, wird der laut BMU dann etwa 50 Prozent mehr Treibhausgase als ein Stromer in die Umwelt blasen. Anderen neuen Antriebsarten erteilt das BMU ebenfalls eine Absage: „Im Vergleich zum Elektroauto benötigt ein Brennstoffzellenfahrzeug dreimal mehr Energie und die Nutzung synthetischer Kraftstoffe bis zu sechsmal so viel“, heißt es.

„Auch bei Elektroautos ist wichtig, dass sie effizient sind, irgendwann wird es auch da Vorgaben zum Energieverbrauch geben müssen“, meint allerdings Kerstin Meyer, Projektleiterin beim Thinktank Agora-Verkehrswende. „Nichtsdestotrotz stoßen sie in der Regel weniger CO2 aus als ein Verbrenner“, sagt sie – und stößt damit in ein ähnliches Horn wie das BMU: Das Elektroauto könne einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass der Autoverkehr klima- und umweltfreundlicher werde, bilanziert das Ministerium. Ein Allheilmittel für Klima und Umwelt ist der elektrifizierte Individualverkehr aus dessen Sicht indes nicht: „Eine nachhaltige Verkehrswende gelingt nur, wenn der Fokus auch auf Vermeidung und Verlagerung gelegt wird.“ CHRISTOPH HÖLAND