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100 Jahre Leibniz- Universitätsgesellschaft Hannover

„Wir sind zwingend auf Mittel Dritter angewiesen“, so Prof. Dr. Volker Epping von der Leibniz Universitätsgesellschaft Hannover

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Eine Win-Win-Situation: Dr. Volker Müller (links) und Prof. Dr. Volker Epping, hier im Lichthof des Hauptgebäudes der Leibniz Universität Hannover, sehen großen Nutzen in der Leibniz Universitätsgesellschaft für die Uni ebenso wie für die Wirtschaft. Fotos: Daniel Junker (3)

Kann eine Universität heute noch ohne Unterstützung aus der Privatwirtschaft und der Bürgerschaft auskommen?Prof. Dr. Epping: Die verfassungsmäßige Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre ist prinzipiell durch die Finanzierung der öffentlichen Hand abzusichern. Aber eben auch nur prinzipiell. Denn die Grundfinanzierung des Staates reicht leider nicht aus, um die einer Universität übertragenen Aufgaben zu erfüllen. Wir sind daher zwingend auf Mittel Dritter, also namentlich auch aus der Privatwirtschaft und der Bürgerschaft, angewiesen. Die Förderung durch diese Drittmittel ist mittlerweile essenziell für uns, wie das Drittmittelaufkommen der Leibniz Universität zeigt. Bürgerschaftliches Engagement manifestiert sich darüber hinaus in der Unterstützung wissenschaftsfördernder Stiftungen und nicht zuletzt im Engagement bei den Hochschulfördergesellschaften.

Warum ist die Universitätsgesellschaft für die Leibniz Universität Hannover so wichtig und wo sieht sich die Universitätsgesellschaft in zehn Jahren? Über diese und andere Fragen sprechen Dr. Volker Müller, Vorstandsvorsitzender der Universitätsgesellschaft, und Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität und stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Universitätsgesellschaft, im Interview.

Welche Bedeutung hat die Universitätsgesellschaft für Hannover und das Land Niedersachsen?

Prof. Dr. Epping: Durch ihre persönlichen und institutionellen Mitglieder ist die Universitätsgesellschaft Teil des Netzwerkes der hannoverschen Stadtgesellschaft. Nach ihrer Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie auf diese Weise wesentlich zum Wiederaufbau der Hochschule und zu deren Verbleib am Standort Hannover beitragen. Heute unterstützt sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Universität beim Ziel der Internationalisierung und der Weiterentwicklung zur Exzellenzuniversität. Die Bedeutung für Niedersachsen lässt sich zusammen mit dem Beitrag aller hier tätigen Hochschulfördergesellschaften quantifizieren: Diese tragen zum Drittmittelaufkommen aller niedersächsischen Hochschulen jährlich etwa zwei Prozent bei.

„Wir sind zwingend auf Mittel Dritter angewiesen“, so Prof. Dr. Volker Epping von der Leibniz Universitätsgesellschaft Hannover -2

„Durch ihre persönlichen ­und institutionellen ­Mitglieder ist die ­Universitätsgesellschaft Teil des Netzwerkes der hannoverschen Stadtgesellschaft.“

Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover und stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Universitätsgesellschaft

Warum engagieren Sie sich in der Leibniz Universitäts­gesellschaft?

Dr. Müller: Ich möchte mit meinem Engagement Forschung und Lehre unterstützen und Wirtschaft und Universität verbinden für eine Win-win-Situation: Beide Seiten profitieren von den Aktivitäten. Denn es ist wichtig, dass Drittmittel eingeworben werden für Forschungsvorhaben. Für die Unternehmen kann der gute Draht zur Universität einen Vorteil bei der Nachwuchsgewinnung bieten. Sie bekommen Kontakte direkt in die Uni gegen Fachkräftemangel.

Wie ist es zu Ihrem Engagement gekommen?

Dr. Müller: Dr. Müller: Herr Rehm, damaliger Vorsitzender, hat mich gebeten, sein Nachfolger zu werden. Der Leibniz Universität fühle ich mich sehr verbunden. Die Unternehmerverbände Niedersachsen veranstalten seit ­Jahren gemeinsam mit der Leibniz Universität einen gemeinsamen Wirtschaftsempfang im Lichthof des Welfenschlosses, um den Wissens- und Technologietransfer, die Austauschprozesse und Beziehungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern.

„Wir sind zwingend auf Mittel Dritter angewiesen“, so Prof. Dr. Volker Epping von der Leibniz Universitätsgesellschaft Hannover -3

„Für die Unternehmen ­kann der gute Draht zur Universität einen Vorteil bei der Nachwuchsgewinnung bieten. Sie bekommen Kontakte direkt in die Uni gegen Fachkräftemangel.“

Dr. Volker Müller, Vorstandsvorsitzender der Universitätsgesellschaft

Sie haben Rechtswissenschaften in Saarbrücken und Tübingen sowie Soziologie an der Universität des Saarlandes studiert. Haben Sie dort ähnliche Einrichtungen kennengelernt?

Dr. Müller: Nein, aus der Sicht des Studenten habe ich so eine Gesellschaft nicht bemerkt. Sie war für mich auch nicht relevant. Das ist einer der Gründe, warum wir mit der Leibniz Universitätsgesellschaft präsenter sein wollen bei den Studierenden. Auch damit sie später in ihrem eigenen Berufsleben ihre Universität vielleicht unterstützen.

Spielt die Universitätsgesellschaft mit ihren vielfältigen Förderungen eine Rolle bei der Entscheidung junger Menschen, an der Leibniz Universität zu studieren?

Prof. Dr. Epping: Dies ist eine interessante Frage, zu deren Beantwortung es aber keine belastbaren Umfrageergebnisse gibt – nicht zuletzt deshalb, weil vor Studienantritt wohl nur wenige über die Universitätsgesellschaft und ihre Aufgaben informiert sind. Im Lauf des Studiums dürften aber die Unterstützungsmöglichkeiten transparenter werden. So übernahm die Universitätsgesellschaft etwa bei der seinerzeitigen vorübergehenden Einführung von Studiengebühren diese für zahlreiche Studierende. Unterstützung zum Lebensunterhalt gab der jüngst aufgelegte Corona-Nothilfefonds. Dauerhaft institutionalisiert sind zudem die Deutschlandstipendien, an denen sich die Universitätsgesellschaft und der Bund je hälftig beteiligen.

Sie sind auch Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN). Wie kommt dies der Universitätsgesellschaft zugute?

Dr. Müller: Durch meine Tätigkeit schon im 38. Jahr für die Unternehmerverbände Niedersachsen und das Institut der Norddeutschen Wirtschaft verfüge ich über zahlreiche Kontakte zu Unternehmensspitzen in Niedersachsen. Dieses Netzwerk stelle ich selbstverständlich gern zur Verfügung und nutze alle Synergien. Durch den ständigen Austausch kenne ich auch den Bedarf von Unternehmen, sei es an Fachkräften, sei es an innovativen Entwicklungen. Im Idealfall entstehen dadurch konkrete gemeinsame Projekte.

Was ist das schönste Erlebnis, das Sie mit der Universitätsgesellschaft verbinden?

Dr. Müller: Im Jubiläumsjahr 2021 haben wir als Vorstand die Gründung einer eigenen Stiftung der Leibniz Universitätsgesellschaft initiiert. Damit wollen wir unterstreichen, wie sehr die Arbeit unserer Gesellschaft auf Dauer und Nachhaltigkeit ­angelegt ist. Es freut mich auch persönlich sehr, dass wir bereits deutlich mehr als eine Million Euro Stiftungskapital sammeln konnten.

Was wünschen Sie sich als Präsident der Leibniz Universität von der Universitätsgesellschaft?

Prof. Dr. Epping: Ich wünsche mir, dass die Universitätsgesellschaft uns weiterhin darin unterstützt, unsere Potenziale in Forschung, Lehre und Transfer besser sichtbar zu machen und noch besser auszuschöpfen, um die Universität insgesamt zu einem international attraktiven Ort der Wissensgenerierung und -vermittlung zu machen und sie in der Stadtgesellschaft zu vernetzen.

Wo sehen Sie die Universitätsgesellschaft in zehn Jahren?

Dr. Müller: Ich wünsche mir, dass die Universitätsgesellschaft weiter wächst und floriert, dass sie zahlreiche Projekte realisieren und unterstützen kann, dass auch die jetzt gegründete Stiftung sich weiter so erfolgreich entwickelt. Persönlich liegt mir besonders am Herzen, dass die Universität ihre bisherige Unterstützung zur Vermarktung von Ideen weiter ausbaut. Die Umsetzung guter Ideen in erfolgreichen Unternehmen ist die beste Werbung für die Leibniz Universitätsgesellschaft.

Was wünschen Sie der Universitätsgesellschaft für die Zukunft?

Prof. Dr. Epping: Ich wünsche der Universitätsgesellschaft weiterhin die personellen Kompetenzen und die finanziellen Möglichkeiten, um in partnerschaftlicher und vertrauensvoller Zusammenarbeit die Leibniz Universität mit ihren Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestmöglich unterstützen zu können.

Interview: Stephanie Zerm