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Der Ingenieur und sein Rad

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Karsten Bettin fährt am Nordufer vom Maschsee auf seinem Faltrad Kwiggle. Foto: Moritz Frankenberg

Auf zur Regionsrallye!

Seit Monaten macht dieses Rad die Runde in Zeitungen, sozialen Medien und TV: das Kwiggle, das Maschinenbauingenieur Karsten Bettin erfunden und in jahrelanger Kleinarbeit zur Serienreife gebracht hat. „Ich wollte ein Rad bauen, das man in optimaler Körperhaltung bequem fahren und in Bus und Bahn ganz einfach zusammenklappen kann“, sagt Bettin.Die Idee kam ihm, als er vor gut zehn Jahren Lance Armstrong beim Schlussspurt der Tour de France beobachtete: „Armstrong radelte Jan Ullrich davon, weil er die letzte Strecke im Stehen zurücklegte und dadurch große Kraftreserven nutzte.“ Davon beeindruckt trainierte er nun täglich das stehende Radfahren: Es ging fixer voran, doch die gebeugte Haltung war unbequem. „Da kam mir die Idee, die Radfahrer wieder in die aufrechte Position zu bringen“, sagt Bettin.Denn aufrecht ging es los mit der Radelei, als Karl von Drais vor knapp 200 Jahren das Zweirad erfand, das keine Pedale kannte und daher ein Laufrad war: die Draisine. 1853 folgte das Tretkurbelrad, dessen Pedale an der Vorderachse montiert waren und den Nutzer in eine gebeugte Haltung zwangen. Der Oberkörper blieb in der Senkrechten, während die Beine nach vorn zeigten. 

Wie Karsten Bettin den Bikern die aufrechte Haltung beibringt

In den 1880er-Jahren wurde schließlich von John Kemp Starley das moderne Fahrrad erfunden: Die Pedale der „Rover“ genannten Konstruktion rutschten zwischen Vorder- und Hinterrad, der Sattel wurde hinter der Radmitte platziert. „Starleys Entwicklung war deutlich sicherer als die Hochräder, die man aufrecht nutzen konnte, aber gefährliche Stürze verursachten“, erklärt Bettin.

So wurde das Starley-Rad zum Standard – auf Kosten von Ergonomie und Effizienz. „Die vorgebeugte Haltung des Oberkörpers lässt den Nacken verspannen, belastet die Handgelenke und ermüdet – weil Schulter- und Rückenmuskulatur den Oberkörper die ganze Zeit halten müssen“, erklärt Bettin. Dazu kommt der unnötig hohe Kraftaufwand. „Anstatt das Gewicht von oben direkt auf die Pedale zu bringen, müssen die Oberschenkel einen großen Hebel überwinden. So geht – vereinfacht formuliert – viel Kraft verloren“, erklärt der Ingenieur.
 

Auf zur Regionsrallye!

Mit flotten Flitzern auf Erkundungstour durch die Region Hannover

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Die Region Hannover bietet auf der IdeenExpo eine Miniaturrallye mit ferngesteuerten Modellautos an. 
Foto: Christian Behrens

Für diese Rallye braucht keiner einen Führerschein“, sagt Ingo Papenberg von der Region Hannover und lächelt. Mit seiner Steuerkonsole beschleunigt er den Flitzer auf Maximalgeschwindigkeit. „Natürlich ist das ein E-Mobil. Wir sind nur nachhaltig unterwegs“, sagt Papenberg, schmunzelt und umkurvt mit seiner Miniaturkarosse lässig den „Monte Müllo“ – die nachgebaute Mülldeponie in Hannover-Lahe.

Papenberg hat die Regionsrallye für die IdeenExpo vorbereitet, auf der Besucherinnen und Besucher – aller Altersgruppen – mit acht fingergroßen Modellautos auf der fünf mal sechs Meter großen Karte die Region erkunden können. „Die Flitzerei macht Spaß“, sagt Papenberg. „Und zu gewinnen gibt es auch etwas!“

Zu Anfang bekommen die Besucherinnen und Besucher einen Reisepass, der nicht nur die Stationen der Rallye quer durch die gesamte Region vorgibt, sondern nebenbei auch die Regionsverwaltung und ihre Tochterunternehmen kurz vorstellt. Zudem gibt es an den Stationen unterschiedlichste Aufgaben zu lösen.

So kurven die Besucherinnen und Besucher vom Regionsgebäude zum Üstra-Betriebshof, weiter zum Gehrdener Krankenhaus. Anschließend geht es in den Norden zu einem der Regiobus-Betriebshöfe und schließlich über den Laher Müllberg zum Zoo.

Überall warten Fragen oder Aufgaben zu den Stationen auf die Teilnehmenden. Gänzlich unblutig können die Besucherinnen und Besucher noch an der Station des KRH Klinikums Region Hannover einen menschlichen Körper auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Am Tresen des Erlebnis-Zoos gibt es drei verschiedene Tierschädel zu entdecken – das Zoo-Team verrät, um welche Tiere es sich handelt und was die lebendigen Artgenossen eigentlich fressen.

„Wir möchten zeigen, dass die Region nicht nur eine anonyme Struktur ist, sondern dass dort Menschen arbeiten, die sich für die Einwohnerinnen und Einwohner und ihre Belange einsetzen“, ergänzt Christina Kreutz vom Team Kommunikation der Region Hannover.

Ganz nebenbei möchte die Region mit der Rallye ihre Attraktivität als Arbeitgeberin herausstellen. „Wir wollen das Interesse beim Nachwuchs wecken“, sagt Christina Kreutz. „Die Region Hannover bietet eine Vielzahl von Ausbildungsmöglichkeiten, ob direkt in der Verwaltung oder in den Tochterunternehmen wie Üstra, Regiobus, dem Abfallentsorger aha oder den KRH-Kliniken.“

Weshalb am Stand der Region Azubis und Anwärter im dualen Studium den Jugendlichen gerne Rede und Antwort über die Zukunftsperspektiven bei der Region Hannover geben.

Schnittstelle zwischen Verwaltung und IT

Das Land Niedersachsen vergibt Stipendien für den Studiengang Verwaltungsinformatik

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Innenminister Boris Pistorius (M.) mit Deinera Flottmann und Marvin Maschmann, Studenten der Verwaltungsinformatik. Foto: Tim Schaarschmidt

Ein spannender Job, beste Berufsperspektiven, ein sicherer Arbeitgeber, flexible Arbeitsmodelle – es gibt viele gute Gründe für das Studium des Bachelor of Science Verwaltungsinformatik. Das Land Niedersachsen hat den Studiengang in Kooperation mit der Hochschule Hannover entwickelt, seit dem Wintersemester 2017/18 wird dieser angeboten. Die Absolventen fungieren als Schnittstelle zwischen den Verwaltungskräften und den IT-Experten. Denn die Kommunikation zwischen den beiden Bereichen ist oft schwierig: „Die einen sprechen ,Verwaltung‘, die anderen ,IT‘“, sagt Kerstin Crantz, die sich im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport um die Koordinierung des Stipendienprogrammes kümmert. Als zusätzlichen Anreiz bietet das Land Niedersachsen jedes Semester für 25 Studierende Stipendien mit monatlich 900 Euro.

Das Studium dauert sieben Semester und beinhaltet ein Praxissemester sowie Zwischenpraktika in den Dienststellen der öffentlichen Verwaltung. Dort sollen die Stipendiaten nach bestandenem Bachelor vertragsgemäß fünf Jahre lang arbeiten – oder gern auch länger. Informationstechnik, Recht sowie Verwaltungsmanagement gehören zu den Inhalten des Studiums. Spaß an Organisation und Gestaltung von Abläufen und Prozessen sowie Teamfähigkeit und Bereitschaft zur Kommunikation sind wichtige Voraussetzungen.

Verwaltungsinformatiker werden unter anderem bei der Polizei, beim Verfassungsschutz, in der Justiz, im Landesamt für Steuern oder den Ministerien eingesetzt. Sie erarbeiten IT-gestützte Problemlösungen an der Schnittstelle zwischen Informatik und Verwaltung und sind zuständig für die Erstellung von Sicherheitskonzepten, Lösungen für den Datenschutz oder Anwendungsentwicklungen für die Verwaltung.

25 Stipendien mit monatlich 900 Euro bietet das Land Niedersachsen jedes Semester

Deinera Flottmann hat im Herbst 2017 mit dem Studium Verwaltungsinformatik begonnen. „Das ist etwas Besonderes, eine der Ersten auf diesem anspruchsvollen Gebiet zu sein“, sagt sie, „darauf bin ich schon stolz.“ Die Karrieremöglichkeiten im öffentlichen Dienst seien besser als in privaten Unternehmen, betont die junge Frau. „Ich kann innerhalb von Niedersachsen die Stelle wechseln und doch bei meinem Arbeitgeber bleiben.“

„Mehr junge Frauen wie sie für den IT-Bereich zu gewinnen, war ein Ziel bei der Konzeption des neuen Studiengangs“, erklärt Daniela Busche, die für Arbeitgebermarketing im Ministerium für Inneres und Sport zuständig ist. „Es geht nicht nur um die reine Technik, und man hat nicht nur IT-Spezialisten als Kollegen. Man muss vermitteln, kommunizieren, Verbindungen schaffen: Davon fühlen sich auch junge Frauen angesprochen“, betont sie.

Vor allem die flexiblen Arbeitszeitmodelle, die die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf ermöglichen, sind auch für Frauen interessant. Das Land ist damit ein attraktiver Arbeitgeber. Außerdem sind die Perspektiven sehr gut. Es gibt zum Beispiel eine Verbeamtungsmöglichkeit nach sechs Monaten Berufspraxis. Der Bedarf, moderne Informationstechnik zur weiteren Steigerung von Effektivität und Effizienz der Verwaltung, das sogenannte E-Government, einzusetzen, ist sehr hoch und wird weiter steigen.

Der Ingenieur und sein Rad-4
Zusammengefaltet kommt das Kwiggle auf die Größe einer Aktentasche. Karsten Bettin

So naheliegend aber die Idee war, ein Rad zu konstruieren, das sich an der über Millionen Jahre hinweg herausgebildeten Anatomie des Menschen orientiert, so schwer war es, sie in eine robuste und kompakte Mechanik umzusetzen. Augenfälliges Beispiel ist der schwingende Sattel, dem das Bettin-Bike seinen Namen verdankt. Die Bezeichnung spielt auf englisch „quick“ (schnell) und auf „to wiggle“ (wackeln) an – Kwiggle der „Schnellwackler“.

Einerseits ist der Sattel notwendig, um das Gewicht des Radlers aufzunehmen: Würde es auf den Pedalen lasten, müsste sich der Fahrer – ähnlich wie bei der Tour de France – mühsam abstützen und dabei das Gleichgewicht halten. Anderseits muss der Sattel dem Bein, das gerade nach unten durchtritt, Platz machen. Damit das funktioniert, war eine aufwendige, zwischenzeitlich patentierte Mechanik notwendig. Es ist bei Weitem nicht die einzige Neuentwicklung. Insgesamt stecken knapp 30 Patente im Kwiggle und 700 000 Euro Entwicklungskosten.

Lohn des Aufwands: ein Rad, das zusammengefaltet auf die Größe einer Aktentasche kommt (55x40x25 Zentimeter), in verkehrstauglicher Ausstattung viel weniger als andere Falträder wiegt (etwa neun Kilogramm) und richtig schnell ist – sogar bei Gegenwind, der optimierten Kraftübertragung und des besseren Strömungswiderstands wegen. „Meist bin ich mit 25 bis 30 km/h unterwegs“, sagt Bettin, der nach einer ersten 300-Kilometer-Tour nun nach Stockholm radeln möchte.

Ob das Kwiggle das Radfahren revolutionieren wird? Wir werden sehen. Denn bevor der Nutzer in den Genuss von mehr Komfort und Tempo kommt, sollte er knappe zwei Dutzend Kilometer fahren, um sich an das Rad zu gewöhnen.

Und dann macht der Preis von (derzeit) mindestens 1 200 Euro das Kwiggle (noch) nicht zum Jedermannsrad – wobei andere renommierte Falträder mindestens das gleiche oder deutlich mehr kosten. Kein Wunder also, dass das Interesse groß ist, über Europas Grenzen hinaus: „Wir werden daher unsere Produktion auf 20 000 Stück im Jahr ausbauen“, sagt Bettin. Gefertigt wird übrigens in Eigenregie in Hannover – vielleicht eine neue Etappe in Hannovers langer Industriegeschichte. „Auch die Großen haben einmal klein angefangen“, sagt Bettin und lächelt.

Auch die IdeenExpo lädt noch bis zum 23. Juni getreu dem Motto „Mach doch einfach!“ dazu ein, in vier IdeenHallen und dem Außengelände Neues auszuprobieren. Mit dabei sind 270 Aussteller mit 670 Mitmach-Exponaten sowie 800 Workshops und Vorträgen.

Drei weitere spannende Berufe

- Straßenwärter/-in
Fast 700 000 Kilometer befestigte Straßen gibt es in Deutschland. Straßenwärter/-innen sind verantwortlich für die Instandhaltung und Pflege des Verkehrsnetzes. Sie kümmern sich auch um Parkplätze und die dazugehörigen Grünflächen oder um Brücken.

- Geomatiker/-in
Geografische Informationssysteme (GIS) werden in immer mehr Lebens- und Arbeitsbereichen eingesetzt. Geomatiker/-innen erfassen die notwendigen Geodaten für diese Systeme. Sie bearbeiten diese weiter und stellen die Daten bereit.

- Vermessungstechniker/-in
Das Know-how von Vermessungstechniker/-innen ist beim Bau von Wegen, Straßen und Bahnlinien gefragt. Sie bestimmen die exakte Größe von Grund- und Bodeneigentum und ermitteln die Grundlagendaten für Navigationssysteme und Geografische Informationssysteme (GIS).

Bewerbungen und Kontakt

Ausführliche Infos und aktuelle Ausschreibungen zum Stipendium:
- Karriereportal Niedersachsen
www.karriere.niedersachsen.de/StudiumVerwaltungsinformatik
E-Mail: karriere@niedersachsen.de
Telefon (05 11) 1 20 47 83