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Berufsperspektiven

„Viele wollen ihre Entscheidung aufschieben“, so Prof. Dr. Günter Hirth und Dr. Carl-Michael Vogt über die Ausbildung in Hannover

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IHK Hannover

Infos und Tipps

Zur Person: Prof. Dr. Günter Hirth, seit 2013 Leiter der Berufsbildung bei der Industrie- und Handelskammer Hannover, ist verantwortlich für rund 6000 Ausbildungsbetriebe mit aktuell 23 000 Ausbildungsverhältnissen – davon 14 000 im kaufmännischen und 9000 Ausbildungsverträge im gewerblich-technischen Bereich.

Bis zum 31. Oktober können noch Azubi-Verträge geschlossen werden – Interview zur Situation in Hannover.

„Viele wollen ihre Entscheidung aufschieben“, so Prof. Dr. Günter Hirth und Dr. Carl-Michael Vogt über die Ausbildung in Hannover-2
Franz Fender

Zur Person: Dr. Carl-Michael Vogt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover, ist seit fast 25 Jahren zuständig für den Bereich Berufliche Bildung. Mit dem Team Nachwuchsgewinnung arbeitet er daran, dass die Ausbildungsbetriebe im Handwerk passende Bewerberinnen und Bewerber für ihre freien Lehrstellen finden.

Wegen der Pandemie steckt der deutsche Ausbildungsmarkt zusätzlich in der Krise. Wie sieht es in Hannover aus? Prof. Dr. Günter Hirth, Abteilungsleiter Berufsbildung bei der Industrieund Handelskammer Hannover, und Dr. Carl-Michael Vogt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover, dazu im Interview.

Zahlreiche freie Ausbildungsplätze und zahlreiche Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz – also alles wie immer?

Hirth: Was die Tendenz betrifft: ja. Allerdings ist der Ausbildungsmarkt gegenüber dem Vorjahr bereits deutlich im Plus. In den Branchen der IHK gibt es insgesamt weniger Bewerber bei sehr vielen freien Ausbildungsplätzen, die aber zum Teil erst seit dem Frühsommer angeboten werden konnten. Das liegt daran, dass einige Branchen durch die unsichere Corona-Situation vorsichtiger waren und sind. Das betrifft vor allem das Hotel- und Gaststättenwesen, den Einzelhandel, den Tourismus sowie die Veranstaltungswirtschaft.


Vogt: Corona hat Spuren hinterlassen, aber für das Handwerk kann ich sagen, dass die Ausbildungsbereitschaft nach wie vor hoch ist. Die Chancen für alle, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, sind im Handwerk gut: In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hannover sind für 2021 noch zahlreiche Lehrstellen frei. Bis zum 31. Oktober können noch Verträge geschlossen werden. Gesucht werden beispielsweise noch Azubis im Augenoptiker-, Dachdecker-, Elektroniker- und Metallbauhandwerk sowie Fachverkäuferinnen und Verkäufer in der Lebensmittelbranche.

Auch die Jugendlichen scheinen sich zurückzuhalten.

Hirth: Das stimmt. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen hat es durch Corona weniger Berufsorientierung im Unterricht gegeben und weniger Praktika. Zum anderen habe ich den Eindruck, dass viele Jugendliche unsicher sind und ihre Berufsentscheidung aufschieben möchten – sie wollen lieber noch ein Jahr zur Schule gehen. Dabei haben sie in diesem Jahr die volle Auswahl und prima Perspektiven.

Vogt: Diese Tendenz sehen wir auch, aber wir arbeiten weiter daran, Jugendliche zu motivieren, sich noch in diesem Jahr um eine Ausbildungsstelle zu kümmern, weil unsere Betriebe im Großen und Ganzen gut durch die Krise gekommen sind und in Zukunft dringend Fachkräfte brauchen. Wer also einen zukunfts- und krisensicheren Job sucht, wird im Handwerk auf jeden Fall fündig.

Was wird von der IHK und der HWK unternommen, um Betriebe und Ausbildungsuchende zusammenzubringen?

Hirth: Da gibt es zahlreiche, vor allem regionale Initiativen. Azubis finden unter „moin-future.de“ alle Infos rund um die Ausbildung, einschließlich freier Ausbildungsplätze. Das Projekt „Passgenaue Besetzung“ unterstützt die Unternehmen, geeignete Azubis zu finden, und auf unserem Instagram-Kanal stellen Azubis ihre jeweilige Ausbildung vor. Wir haben ein neues digitales Format 7x7, mit dem wir die Eltern ansprechen – schließlich hat sich in den IHK-Berufen in letzter Zeit sehr viel geändert.

Vogt: Wir haben in diesem Jahr viele Veranstaltungen auf digitale Formate umgestellt. Unser Team Nachwuchsgewinnung hat sich per Videokonferenz in die Klassenzimmer geschaltet, wir haben an digitalen Messen teilgenommen. Aber das kann keine persönliche Beratung oder Betriebspraktika ersetzen. Daher waren wir froh, dass wir im Verlauf des Schuljahres auch wieder Azubis in die Schulen schicken konnten, die den Schülerinnen und Schülern von ihrem beruflichen Werdegang und ihren Erfahrungen in der Ausbildung erzählen. Auch Praktika in den Betrieben sind wieder möglich. Von Katrin Schreiter

Infos und Tipps

■ Warum sich eine Ausbildung lohnt, erfährt man unter: www.ausbilden-lohnt-sich.de
■ Hier berichten IHK-Azubis über Themen rund um die Ausbildung: www.instagram.com/ihk_hannover
■ Über die Vorteile der dualen Ausbildung informiert diese Seite: https://buendnis-duale-berufsausbildung.de/
■ Alle Infos über eine Berufsausbildung und freie Ausbildungsplätze in den Regionen Niedersachsens sind bei www.moin-future.de zu finden.
■ Lehrstellen und Praktika im Handwerk sind zu finden unter: www.hwk-hannover.de/lehrstellenboerse
■ Karrieremöglichkeiten im Handwerk sind zu finden unter: www.hwk-hannover.de/karriereimhandwerk